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Kaiserliche Reichsvogt an vier Orten: zu Ulm beim Ruhebühl, am Stein zu Ringingen, unter der Linde zu Bermaringen und beim Stein zu Langenau, zu halten hatte; allein diese Landgerichte waren etwas ganz Anderes, als die alten Gaugerichte.

In Beziehung auf Ulm ist noch zu bemerken, daß schon frühe, und wahrscheinlich durch eine Schenkung Karls des Großen, das Kloster Reichenau wenn nicht alleiniger, doch Mitbesitzer wurde. Aber sowohl die Königliche als die Klosterherrschaft löste sich allmählig in der Selbstherrschaft der Stadt Ulm auf, und an die Stelle der Dynasten von Alpeck, welche den größten Theil des Oberamtsbezirks besaßen, traten nach ihrem Erlöschen am Ende des 13. Jahrhunderts die Grafen von Werdenberg. So theilte sich denn im 14. Jahrhundert der Bezirk unter folgende Herrschaften:

1) die Reichsstadt Ulm,
2) die Grafen von Helfenstein,
3) die Grafen von Werdenberg-Alpecke.

Einzelne Theile waren in den Besitz von Klöstern und Ulmer Patriziern, die ehemals Dillingischen Güter an der nordöstlichen Grenze zum Theil in den Besitz von Landedelleuten, vermuthlich als Lehenssold, gekommen; fast alle aber standen unter der Hoheit der einen oder der andern der obigen drei Herrschaften.

Wie bei Ulm näher gezeigt ist, kaufte die Stadt 1383 und 1385 die Alpeckischen und 1396 mit der Grafschaft Helfenstein auch die Helfensteinischen Güter. Dadurch und durch verschiedene kleinere Erwerbungen ward die Reichsstadt mit wenigen Ausnahmen Herr des ganzen Bezirks, und es bildete sich schon gegen das Ende des 14. Jahrhunderts derjenige politische Zustand, wie wir ihn noch bei der Auflösung der Selbstständigkeit Ulms finden, und wie er oben S. 4 dargestellt ist, nur mit dem Unterschiede, daß die Klöster Söflingen und Elchingen mit den oben angeführten Besitzungen sich erst späterer Zeit von der Landeshoheit der Stadt frei machten.

In Folge des Lüneviller Friedens von 1801 und der darauf abgeschlossenen weitern Staatsverträge fiel die Stadt

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_070.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2021)