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Mit der Seidenpflanze, deren Anbau Dr. Frank schon 1719 empfohlen hatte, und die 1750 auf der obern Bleiche in Ulm gepflanzt wurde, und selbst auf dem schlechtesten Boden ohne alle Arbeit dergestalt wucherte, daß sie kaum mehr ausgerottet werden konnte, wurden 1829 in Ulm auf’s neue Versuche gemacht. Auch Kardendisteln werden auf einigen Güterstücken gebaut. Tabak wird in Ulm, Söflingen, Niederstotzingen, jedoch wenig, gebaut; die Blätter werden an die Ulmer Fabrikanten verkauft.

Der Anbau von Futterkräutern hat sich seit 60 Jahren allgemein verbreitet. Der ärmste Söldner säet 1/4 Jauchert, der reichere Bauer 2–4 Jauchert mit rothem Klee an, welcher meistens 3mal gemäht und auch als grüner Dünger benützt wird. Auf magern, steinigen Alpäckern baut man Esparsette, auf den bessern Luzerne, häufiger jedoch das sog. Fretzfutter, d. i. ein Gemisch von Wicken, Haber, Linsen, Gerste und Erbsen. Der Einführung künstlichen Futterbaues verdankt das Oberamt die allgemeine Einführung der Stallfütterung.

Das Cataster gibt den jährlichen Reinertrag des steuerbaren Ackerfeldes zu 257.561 fl. 54 kr. an, was mit 1/6 Zulage für den Zehnten 300.488 fl. 55 kr. ausmacht.

b) Gartenbau. Dem Gartenbau werden 2212 Mrg. gewidmet, wovon 2203/8 Morgen Gemüse- und Blumen-Gärten, 14942/8 Morg. Gras- und Baum-Gärten, 4824/8 Morg. Länder, 126/8 Morg. Lustgarten sind. In Ulm, Söflingen und Niederstotzingen wird die Gärtnerei gewerbsmäßig betrieben. Ulm ist besonders durch seine in ganz Deutschland bekannten Spargeln, durch Carviol, in früheren Zeiten auch durch Artischokenpflanzung und durch eine noch in’s Große getriebene Saamenzucht berühmt. Ehemals bestand daselbst eine eigene, nun aufgehobene Gärtnerzunft (Bauleutezunft) von 40–50 Meistern, die allein das Recht hatte, Gemüse auf den Verkauf zu bauen und Saamen zu ziehen. Bemerkenswerth ist eine alte Verordnung derselben, wonach kein Nachbar neben dem andern verschiedene Saamen ziehen durfte,

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_044.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)