Seite:Oberamt Tettnang 222.jpg

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begraben liegt.[1] Mariabrunn ist erst im 17. Jahrhundert entstanden. Es verdankt seine Entstehung einer reichen nie versiegenden klaren Quelle, welche unter der Kirche entspringt, und von einem dabei aufgestellten Muttergottesbilde der Mariabrunnen genannt wurde. Man schrieb ihr und dem Bilde Wunderkräfte zu, und wallfahrtete häufig zur Quelle, bei der bald auch eine kleine Kapelle gebaut wurde. Dieß gab Veranlassung zu häuslicher Niederlassung; die Grafen von Montfort begünstigten die Ansiedlungen und wiesen dazu Stücke von dem Argenharter Forst an. Graf Ernst von Montfort ließ mit Beihülfe mehrerer Gutthäter, unter welchen Mich. und Joh. Bentele v. Arnegg waren, 1752 eine größere Kapelle, die jetzige Kirche und ein Beneficiathaus, wozu er ein Beneficium stiftete, nebst einer sogenannten Eremitage für einen Waldbruder bauen, der den Meßnerdienst versah. 1780 wurde die Waldbruderstelle aufgehoben, und dafür eine Schule gegründet; das Beneficiat aber, oder die Kaplanei wurde 1823 in eine Pfarrei verwandelt und der bisherige Filialverband mit Langenargen aufgehoben. Der Pfarrsprengel umfaßt mit Ausnahme von 4 Parzellen den Gemeindebezirk Oberdorf.

  • 11) Moos, W. mit 10 k. Einw., Fil. von Mariabrunn.
  • 12) Mückle, W. mit 6 k. Einw., Fil. von Oberdorf, an der Poststraße von Friedrichshafen nach Lindau.
  • 13) Röcken, H. mit 5 k. Einw., Fil. von Mariabrunn, an der Schussen, ganz nahe bei dem Pfarrort.
  • 14) Sassen, W. mit 14 k. Einw., Fil. von M., besteht aus 3 einzeln liegenden Höfen.
  • 15) Schlatt, W. mit 43 k. Einw., Fil. von M., an der Straße von Friedrichshafen nach Lindau.
  • 16) Schuppenwies, W. mit 6 k. Einw., Fil. von Mariabrunn wie P. 14.
  • 17) Schwedi, W. mit 12 k. Einw., Fil. von M.; 2 Höfe hart am Ufer des Bodensees und an der Ausmündung der Schussen in denselben gelegen. Der Ort hat einen Schiffer mit 1 Schiffe, der aber bloß auf rohe landw. Erzeugnisse, und dieß mit Ausnahme von Getreide beschränkt ist; ein Bürger beschäftigt sich auch mit Fischerei.

  1. Hiernach wäre auch die Angabe in Schwabs Bodensee S. 284 und wiederholt S. 396 zu berichtigen, wonach Graf Ernst, der letzte Sprosse seines Geschlechts im Jahr 1787 als Bettler in dem Pfarrhause zu Mariabrunn gestorben wäre, „wo er ein Kämmerlein mit der Aussicht auf den Gottesacker bewohnt hatte.“ Der letzte Sprosse starb zu Tettnang 1787 und einen Gottesacker erhielt Mariabrunn erst 1823.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)