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Langnau wohnenden Brüdern Alles, was das Kl. in Rudolphsried, Steinbach, Ruden- und Dentenweiler besaß, überlassen wolle. Die große Reihe von 39 Zeugen aus der Umgegend, deren Namen in der Urkunde genannt sind, schließen die Welfen, Herzog Heinrich (der Schwarze) und sein Sohn „Heinrich von Ravensburg,“ welchen die Schirmsvogtei übertragen wurde – „Dux Heinricus de Ravenspurc, quibus locus ille in advocatiam commissus est.“ Vrgl. OA. Ravensburg S. 74. So wurde das neue Kloster ein Priorat des Benedictiner-Klosters in Schaffhausen. Im Jahr 1389 vertauschte der Abt Walter von Schaffhausen das Priorat mit allen dazu gehörigen Leuten, Gütern und Gülten an den Grafen Heinrich von Montfort-Tettnang, und dessen Sohn Rudolph, Herrn zu Scheer, gegen die Leute und Güter zu Frickenweiler und Hunoldsweiler. Das Benedictiner-Priorat wurde nun aufgehoben, und Graf Heinrich und seine beiden Söhne Rudolph und Wilhelm stifteten dagegen ein neues selbstständiges Kloster, das sie mit den Gütern des vorigen und der Pfarrei Hiltensweiler den Paulinern der obern Zelle zu Argenhard (s. Argenh.) am 24. April 1405 unter der Bedingung übergaben, daß der Orden daselbst immer 5 Priester halte und den jedesmaligen Inhaber der Grafschaft Tettnang als seinen Vogt anerkenne. Papst Gregor XII. bestätigte 1406 die Stiftung. Die Besitzungen des Kl. vermehrten sich durch Schenkungen und Käufe; zwar erlitt dasselbe manche Unbilden, insbesondere im Bauernkriege (1525) von den eigenen Klosterunterthanen, an deren Spitze der Pfarrer von Esseratsweiler stand, und ebenso im 30jährigen Kriege, wo es eine Zeit lang ganz verlassen war; doch erholte es sich immer wieder. Das Kloster stand unter Montfortischer Hoheit, übte jedoch vertragsmäßig in seinen Besitzungen sowohl das Collectationsrecht als die Niedergerichtsbarkeit aus. Die Besitzungen umfaßten den größten Theil des jetzigen Gemeindebezirks Langnau, sodann verschiedene Güter und Gefälle in fremdherrschaftlichen Orten. Bei der Aufhebung des Klosters wurde sein Vermögen, einschließlich von 7520 fl. Capitalien, zu 99.310 fl. berechnet. Das ganze Vermögen wurde zu dem Östr. Religionsfonds eingezogen. Die Klostergebäude nebst dem eigenthümlichen Klosterhof, Bauhof genannt, wurden mit Ausnahme der Kirche und eines Flügels von dem Kloster für 13.800 fl. verkauft. Wozu die letztern verwendet, wie und warum sie nachher abgebrochen wurden, darüber s. Hiltensweiler.

  • 2) Bleichnau, W. mit 30 k. Einw., theils eines der Stiftungsgüter des Klosters Langnau, theils 1409 und nachher von demselben erkauft.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)