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auf den heutigen Tag noch Stadt genannt. Von den Nachfolgern Wilhelms erhielt die sogenannte Stadt auch einzelne Rechte und Freiheiten. Graf Haug zu Montfort und Rothenfels (Tettnang war damals abgetheilt) verlieh 1456 den Bürgern, die innerhalb des Grabens sitzen, die Freiheit, daß sie künftig des Jahrs nur Einmal und zwar nur 2 Pfenning von 1 Pfd. des fatirten Vermögens zu zahlen haben, er verzichtete zugleich auf das Recht, die armen Leute (Leibeigene) zu beerben, und bestimmte die Frohndienste, welche die Bürger zu Wasser und zu Land in das Schloß leisten sollen. Im Jahr 1464 ertheilte Graf Haug dieselbe Freiheit auch den getreuen Leuten, die oberhalb und unterhalb der Stadt wohnen, unter der Bedingung, daß sie auf Verlangen des Grafen innerhalb des Grabens ziehen, und auf das Zinsgut, das er ihnen verleiht, ein Haus mit Stallung bauen müssen. Von den Grafen Haug d. j. und Johann wurden 1496 jene Freiheiten auf die ganze Herrschaft Argen ausgedehnt. Förmliches Stadtrecht scheint Argen nie erhalten zu haben. – In Beziehung auf die besondern Schicksale des Orts ist noch Folgendes zu bemerken. Im Jahr 1629 wüthete die Pest zu L. und in der Umgegend, nur das Schloß blieb verschont, und es flüchteten sich daher viele Leute dahin. In dem letzten französischen Krieg, am 9. Mai 1800 wurde L., zwar nicht, wie wir in Schwabs Bodensee lesen, von dem Oberst Williams, dagegen aber von den Franzosen von dem Bodensee aus beschossen, welche mit 7 Schiffen, die sie zu Rorschach ausgerüstet hatten, vor L. erschienen. Der Schaden, den sie anrichteten, war jedoch nicht groß. Der Ort wurde von Williams mit 300 Östreichern, welchen das Landvolk zu Hülfe gekommen war, vertheidigt, und eine gut bediente Östreichische Kanone nöthigte den Feind bald, sich zurückzuziehen.

Die Burg Argen mit Zugehör, oder nach späterem Sprachgebrauch, die Herrschaft Argen bildete eine eigene Reichsherrschaft, wovon der Blutbann und die


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)