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Zehntscheuer, welche mit ihrem Vorplatze auch noch der Münzhof heißt, zur Münze gedient zu haben.[1]

Argen ist einer der ältesten Orte am Bodensee. Urkundlich kommt er zum ersten Mal im Jahr 773, sofort aber häufig vor, und der Umstand, daß diese Urkunden meist in Argen selbst und in Gegenwart des Gaugrafen verhandelt und ausgestellt wurden, lassen auf die Bedeutung des Orts schon zu jener Zeit schließen.[2] Der Ort


  1. Die Grafen haben von alten Zeiten her das Münzrecht ausgeübt; woher sich dieses schreibt, ist unbekannt. Schon 1345 wurde zu Langenargen ein neuer Münzhof gebaut, s. u. In dem auf Bitten des Grafen Ulrich von M. wegen der Veräußerung der Grafschaft Rothenfels abgeänderten Lehensbrief, ausgestellt von Kaiser Maximilian II. 1566, wird der Graf ausdrücklich auch mit dem Recht „silberne Münzen in seinen Herrschaften“ zu prägen belehnt, und in demselben Jahre soll er auch mit dem Recht, Goldmünzen zu prägen, belehnt worden seyn. Als in dem Reichsabschied von 1570 verordnet wurde, daß künftig die Münzstätten in jedem Kreise auf 5 bis 4 vermindert werden sollen, wurden von Seiten des Schwäbischen Kreises folgende 4 Münzstätten als bleibend gewählt: Stuttgart, Tettnang, Baden und Augsburg. Von Tettnang ist auch in späteren Abschieden die Rede; es ist aber darunter nicht sowohl die Stadt, als vielmehr wie bei Baden die Herrschaft zu verstehen.
    Die Art, wie die Grafen von Montfort ihr Münzrecht ausübten, und die Geringhaltigkeit der auf ihrer Münzstätte geprägten Münzen erregte vielfache Beschwerden. Gemeiniglich wurde die Münze von ihnen verpachtet, die Pachter prägten auch ausländische Münzen. Nach einer Mittheilung des Herrn Kassiers Bender hatten im Jahr 1728 einige Franzosen die Montfortischen Münzen gepachtet und prägten geringhaltige französische Goldmünzen. Im Jahr 1732 erhielt der Erbprinz Ludwig von Hohenzollern-Hechingen den Pacht zur Ausprägung von Carolinen gegen ein jährliches Pachtgeld von 4500 fl., und ein Douceur an die Frau Gräfin von Montfort. Die Klagen über die schlechten Montfortischen Münzen waren ein stehender Artikel auf den Schwäbischen Kreistagen. Unter Östreichischer Regierung wurde die Münze nach Günzburg verlegt.
  2. Am 5. September 773 schenkten (der Geistliche) Hadupert und seine Mutter Teodrad dem Kloster St. Gallen ihr Eigenthum in dem Argengau, in Hatzenweiler und im Dorf Argona unter der Bedingung, daß sie es als ein Zinslehen von dem Kloster zurückerhalten. Die Urkunde ist ausgestellt von dem Cleriker Hadupert in Arguna villa publice. Neug. C.D. No. 54.
    Am 9. Juni 794 wird in Gegenwart des Gaugrafen Ruadpert eine Urkunde ausgestellt über eine Schenkung an die St. Georgskirche zu Wasserburg. „Actum in villa Arguna publice.“ Ib. No. 122.
    Vom 9. Juni 798 ist eine Urkunde über eine Schenkung eines gewissen Richart in villa Arguna an dieselbe Kirche und an das Kloster St. Gallen. „Actum in villa Arcuna publice.“ Ib No. 156.
    Durch Urkunde vom 26. Juni 815 schenkt wieder ein Hadupert, vielleicht der obige, dem Kloster St. Gallen Güter im Argengau, zu Wasserburg, Argen (Arguna), Hatzenweiler, Ziegelbach, Schwarzenbach und Wangen. Ib. No. 183.
    Am 22. Oktober 859 schenkt der Priester Patacho bei Gelegenheit eines Gütertausches dem Kloster St. Gallen noch 15 Tagwerk zu Argen (15 jurnales ad Argunam). Ib. No. 296.
    Im Jahr 861 schenkt Hasuo durch die Hand seines Advokaten, also wie es scheint, wieder ein Geistlicher, dem Kloster St. Gallen eine Hube in dem Argengau, in dem Ort Arguna. Ib. Nro. 403.
    Am 29. Juni 865 vertauschen die Brüder Cundpert und Mowo ihre Güter zu Arguna gegen St. Gallische Güter in Willerazhofen. Ib. No. 452.
    Noch weitere Urkunden, worin des Dorfs Argen erwähnt wird, führt von Arx in seiner Geschichte von St. Gallen I. pag. 156 etc. an.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)