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der Anstalt besteht dermalen in 10.472 fl. Kapitalien und ungefähr 50.000 fl. an Grundeigenthum etc. Die Einkünfte betragen 2500 fl. Der Spital wurde von dem Grafen von Montfort gestiftet und zwar nach dem Stiftungsbrief vom Jahr 1491 von Graf Hugo und seiner Gemahlin Elisabeth, einer geb. Gräfin von Werdenberg. Es ist jedoch dieser Stiftungsbrief nur eine Erneuerung und Bestätigung einer älteren Stiftung. Die erste Stiftung soll schon von Graf Heinrich von M. und seiner Gemahlin Adelheid, einer geb. Gräfin von Habsburg gemacht worden seyn. Graf Heinrich starb aber schon 1408, jedenfalls war der Spital schon 1442 vorhanden. Ehe die neue Pfarrkirche gebaut worden, wurde auch ein neues Spitalgebäude aufgeführt; am 8. September 1718 hielten die Hospitaliten ihren feierlichen Einzug in dasselbe.

Ein Armenhaus befand sich neben der Kapelle St. Nicolai, s. u. Seit seiner Aufhebung wird der Stiftungsfonds, der gegenwärtig 1162 fl. beträgt, zum Besten der Armen im Allgemeinen verwendet.

Von besondern Stiftungen sind vorhanden:

a) Die Baumgartnerische Stiftung (s. S. 117). Der diesseitige Antheil beträgt gegenwärtig 1463 fl.
b) Die Pfaundlerische Stiftung, gestiftet 1783 von dem Pfarrer J. A. W. Pfaundler zu L. für arme Dienstboten mit 1000 fl. Sie beträgt dermalen 2029 fl.
c) Die Mansalische Stiftung, gestiftet 1784 von Wilhelm Mansal, Bleicher in L. für arme Handwerkslehrlinge und Weibspersonen seiner Familie mit 2000 fl. – Früher hatte L. auch

Ein Kapuziner-Kloster; zu der Errichtung desselben hatte schon Graf Hugo 1661 die päbstliche Erlaubniß nachgesucht; aber erst die fromme Freigebigkeit des Grafen Anton und seiner Gemahlin Anna brachte das Werk zur Ausführung: am 6. März 1696 wurde der Grundstein zu dem Gebäude gelegt; im Jahr 1811 wurde das Kloster von Würtemberg aufgehoben, und das Gebäude auf den Abbruch verkauft. Von dem Baumaterial des Klosters und des Schlosses wurde das Gasthaus und die Brauerei zum Löwen gebaut, wozu auch der schöne Klostergarten gehört.

Zu L. befand sich auch eine Münze, die einst berühmte Münze der Grafen von Montfort. Als Graf Wilhelm hier ums Jahr 1343 das Schloß Argen erbaute, ließ er dabei auch einen Münzhof anlegen; noch heißt der Platz, worauf es stand, „im Münzhof“. Nach dem oben gemeldeten Brande im Jahr 1733 scheint die jetzige


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)