Seite:Oberamt Tettnang 189.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vorkommt, ist hier noch eine von 822 aufzuzählen, nach welcher ein gewisser Natwich dem Kloster St. Gallen Güter in marcha Apffelovva schenkt. Neugart C. D. No. 214. In der Nähe von A., auf dem nördlichen Rande des Argenthals, stand auf einem Hügel, Lehnensburg genannt, der Sage nach eine Burg gleichen Namens, vielleicht die Burg der alten Herrschaft Leimnau, Leimenburg, Lehmenburg.

  • 3) Gießen, W. mit 39 k. Einw. nahe an der Argen und der Gießenbrücke in der Ebene, mit dem Schloß Gießen, das noch neben manchen Ruinen aus älterer Zeit und einem hohen Thurm ein sehr solides Wohngebäude mit Nebengebäuden hat, und mit Gräben und einer festen Mauer umgeben ist. Das ganze Grundeigenthum des Weilers gehörte ehemals zu dem Schloßgut. Ob ein adeliges Geschlecht, Gießen genannt, ursprünglich hier seinen Sitz hatte, ist unbekannt;[1] geschichtlich weiß man nur, daß die von Wolfurt im Besitze des Schlosses waren; 1405 verkaufen die Ritter Ulrich und Wolf von Wolfurt um 3000 fl. Gießen, das Schloß mit Gericht, Zwäng und Bänn an den Spital Lindau. Der Spital hielt einen eigenen Verwalter daselbst. In den Jahren 1810 und 1811 verkaufte er Schloß und Gut an Privaten, diese zerschlugen die Güter und verkauften sie sammt den Schloßgebäuden an Bürger zu Laimnau; auf dem Schloßgut wurden nun vier weitere Häuser gebaut, wodurch der jetzige Weiler entstanden ist. Das Schloß war noch im dreißigjährigen Kriege fest. Nachdem der schwedische General Wrangel Lindau vergeblich belagert hatte, besetzte er den 8. Mai 1647 Gießen mit 5 Offizieren und 21 Gemeinen, und ergab sich erst im August an die Kaiserlichen. Unweit davon stand eine Kapelle, welche Duttnau, Dutznau hieß.
  • 4) Gitzensteig (Gießensteig), W. mit 15 k. Einw., auf der Höhe am nördlichen Abhang des Argenthales mit schöner und weiter Aussicht. Als 1229 Albrecht und Heinrich von Summerau dem Kloster Weißenau Manzell schenkten, das ein Lehen von St. Gallen war, legten sie dafür ihre drei eigenthümlichen Höfe zu Gihenstaige und Aphelowe ein, welche dann dem Grafen Manngold von Nellenburg als ein St. Gallisches Lehen geliehen wurden.

  1. Das reichbegüterte Geschlecht der Gießen oder Güßen von Güßenburg, womit uns der Herr Pfarrer M. Magenau in seiner schätzbaren Schrift: die Güßen und der Güssenstein, näher bekannt gemacht hat, hatten ihre Stammburg an der Brenz. Die Ortsnamen Gießen, Laufen rühren gemeiniglich von dem Fall oder raschen Lauf des Flusses, an dem sie liegen, hier der Argen, her.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)