Seite:Oberamt Tettnang 155.jpg

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es der König mit dem dazu gehörigen mittelst des oben, S. 70, erwähnten Tauschvertrags durch die Königl. Hofkammer erwerben. Die Kirche, welche an das Schloß sich anschließt, war ehemals die Klosterkirche, jetzt ist sie die evangelische Pfarrkirche und blieb daher auch von dem obigen Kauf ausgeschlossen. Sie ist ein schönes, aus Rorschacher Quadern aufgeführtes Gebäude, und hat zwei hohe mit Kuppeln versehene, weithin sichtbare, Thürme. Ihr Inneres, das reich mit Gypswerk und einem schönen Hochaltar geziert ist, hat ganz das Aussehen einer Hofkirche. Kirche und Schloß, oder Kloster, wurden von 1695 bis 1701 von der Abtei Weingarten erbaut, und 1702 eingeweiht, s. u. Zur evang. Pfarrkirche wurde sie 1812 bestimmt. Das Städtchen selbst hatte außer seiner Pfarrkirche ehemals noch fünf Capellen, und zwar innerhalb der Mauern: die Spital-Capelle, außerhalb: die St. Wolfgangs-Capelle, die St. Georgs-Capelle, die Heiligkreuz-Capelle und die Capelle auf dem vormaligen Gottesacker. Jetzt sind sie bis auf die Spital- und Heiligkreuz-Capelle alle abgebrochen und auch die letztere wurde 1812 auf den Abbruch verkauft, steht aber noch als Privat-Eigenthum, s. u. Noch ist zu bemerken, daß Friedrichshafen zwei Schiffshäfen hat, den einen bei der Stadt, den andern bei dem Schlosse, wovon nachher noch die Rede seyn wird. Die Einwohnerschaft, wovon ungefähr 220 auf das alte Dörfchen Hofen kommen, besteht in 857 katholischen und in 215 evangelischen. Nach Geschlechtern theilt sich die Bevölkerung in 508 männliche und 564 weibliche. Sie nähren sich theils von dem Ertrag ihrer Markung, theils von Gewerbe und Handel. Die Markung enthält ziemlich viele aber zum Theil sumpfige Wiesen, abwärts bei Hofen hat sie auch Weinberge. Die Stadt hat 1 Apotheke, 7 Schildwirthschaften, 3 Brauereien, 1 Mahlmühle, 1 Sägemühle, 1 Lohstampfe, 4 Keltern, 1 Ziegelhütte. Unter den Gewerbetreibenden befinden sich, neben einem Dampfboot, 5 Schiffer


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)