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daher den Namen eher noch von Erlen ableiten, woran die ganze Umgegend sehr reich ist; am wahrscheinlichsten aber bedeutet Eris einen Eigennamen. Die Kirche war mit dem Ort und dem dazu gehörigen Schoppenhof Eigenthum des Klosters Weingarten; wahrscheinlich von den Herren v. Aistegen dahin gestiftet, s. Löwenthal. Im Jahr 1143 bestätigte Papst Innocenz II. dem Kloster unter Anderem auch Capellam in Erischirche mit Zehnten und andern Zugehörungen; es gab also damals noch keine Pfarrkirche in Eriskirch. Im Jahr 1301 vertauschte das Kloster den Besitz des Orts und der Kirche etc. an das Hochstift Constanz gegen Zehnten und Rechte zu Berg, s. Oberamt Ravensburg. In späterer Zeit kam die Besitzung mit Baumgarten und dem Patronat an die Reichsstadt Buchhorn, s. u. 1726 verkaufte die Reichsstadt den Zehnten von Eriskirch und Schoppenhof an das Domstift unter der Bedingung, daß dieses dem Pfarrer jährlich 19 Scheffel Dinkel und 3 Scheffel Haber reiche. Die Stiftungspflege hat auch eine Familienstiftung, das Lanz und Meidische Stipendium, zu verwalten, das für Studirende, oder Lehrlinge eines Gewerbs aus beiden Familien bestimmt ist und jährlich 45 fl. beträgt. Es wurde 1735 von dem damaligen Kaplan Joh. Lanz gestiftet.

  • 2) Ober-Baumgarten, ein katholischer Weiler an der Schussen mit 15 Einwohnern. Den großen Zehnten und die Gefälle hat der Staat, den kleinen Zehnten ebenderselbe und die Pfarrei zu beziehen. Hier stand einst die alte Ritterburg Baumgarten, wovon noch Reste vorhanden sind, die aber bald ganz verschwinden werden, da man sie bei dem Mangel an Steinen zum Bauen verwendet. Ein sogenannter Heidenthurm, der zum Theil noch im vorigen Jahrhundert stand, ist nun ganz abgebrochen worden. Auch die Burg oder Herrschaft Baumgarten gehörte dem reich begüterten Geschlechte von Aistegen oder Löwenthal. Dieto von Aistegen kommt ausdrücklich in den Weißenauer Urkunden des 12. Jahrhunderts als Besitzer von Baumgarten, wozu vermuthlich auch Eriskirch gehört hatte, vor, und einer seiner Söhne nannte sich auch von Baumgarten, s. Löwenthal. Wie mit Johannes von Löwenthal die Linie Löwenthal, so scheint mit seinem Bruder Heinrich von Baumgarten, der ums Jahr 1265 starb, auch die Seitenlinie Baumgarten erloschen zu seyn. Denn nachher überließ Heinrichs Schwester-Sohn, Ulrich von Bodmann, als dessen Erbe, das Schloß und Gut Baumgarten an den Bischof Eberhard von Constanz. Im Jahr 1472 verkaufte Constanz die Besitzung Baumgarten mit der von Eriskirch an die Stadt Buchhorn, welche beide von dieser Zeit an unter dem Namen „Herrschaft Baumgarten“ besaß.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)