Seite:Oberamt Tettnang 139.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und die Pfarrei. Die Gemeinde besitzt einen Theil des Seewalds und hat ein Weiderecht in dem Wald, s. S. 57. Der Boden ist naß und den Überschwemmungen der Schussen ausgesetzt. Die Gemeindeorte sind:

  • 1) Eriskirch, ein katholisches Pfarrdorf an der Schussen, 1/8 Stunde von dem Bodensee und 2 Stunden südwestlich von Tettnang, mit 267 Einwohnern. Der Ort liegt in einem Garten von Obstbäumen, aus welchem der alte Kirchthurm hoch hervorragt, obgleich das an sich sehr hohe Thurmdach 1834, vom Blitz getroffen, theilweise abgebrannt und seitdem nicht wieder hergestellt worden ist. Über die Schussen führt hier eine neue 1828 erbaute bedeckte Brücke. Die alte Kirche zur heil. Maria wurde 1750 renovirt. Die Baulast liegt auf der Kirchenpflege. Die Feldmarkung des Orts hat sich in neuerer Zeit, besonders in den Jahren 1808 und 1812 durch Ausstockung eines Theils der an dieselbe angrenzenden Seewaldfläche bedeutend vergrößert. Der Ort hat eine Schule, das von Stein aufgeführte Schulhaus wurde 1832 von der Gemeinde auf der Stelle des von ihr erkauften Kaplaneihauses gebaut. Unter den Gewerbetreibenden befinden sich 1 Schildw. 8 Holzhändler, 5 Schiffer, 3 Korbmacher etc. Die Schiffer beschäftigen sich mit der Ausfuhr von einheimischen rohen Produkten, die sie theils in Eriskirch, theils zu Schloß Friedrichshafen und Fischbach laden. Die Schiffslände ist in der Schussen. Im Übrigen s. S. 67. Der Pfarrsprengel umfaßt bloß den Schultheißereibezirk und von diesem sind Ober- und Unter-Baumgarten erst 1818 von Kehlen dazu gekommen. Des kleinen Pfarrsprengels ungeachtet, hatte Eriskirch bis auf die neuesten Zeiten neben der Pfarrei auch noch eine Kaplanei, die 1378 von Heinrich Burster zu Überlingen gestiftet, und erst 1829 in ein beständiges Vikariat verwandelt worden ist. In ältern Zeiten scheint es sogar noch zwei andere Kaplaneien, eine St. Sebastians-Kaplanei, die 1564 aufgehoben worden ist, und eine Heiligkreuz-Kaplanei gegeben zu haben.[1] Eine „St. Sebastians-Pfrund zu Eriskirch“ in Buchhorn, wurde schon 1564 mit andern Pfründen vereinigt. Die Pfarrei ist alt, und die Kirche zur heil. Maria, ehemals eine Wallfahrtskirche, soll eine der ältesten an dem See seyn; Eriskirch soll soviel als Erstekirch bedeuten! Das Volk spricht Erliskirch, und man möchte

  1. Nach einer Mittheilung des Herrn Pfarrers Richter in Eriskirch wird das Daseyn beider Kaplaneien auch noch durch pfarramtliche Akten bestätigt. Aber auch die Heiligkreuz-Kaplanei wurde schon im 16. Jahrhundert aufgehoben.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_139.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)