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jetzt Häberlens-Mühle genannt, mit allem Zugehör in Gegenwart Heinrichs von Ravenspurg, der zu Biberach als Judex novae pacis zu Gericht saß. Dieser Steinmar von Strahlegg und sein Bruder Friderich von Strahlegg waren dieselben, welche in der Urkunde von 1251 als Söhne des Ritters Steinmar von Sieße vorkommen; nach damaliger Gewohnheit führten sie verschiedene Namen, weil sie auf verschiedenen Schlössern saßen, der eine zu Sießen, der andere zu Strahlegg. Noch wird in der Nähe von Sießen ein mit einem Graben umgebener, erhöhter Platz gezeigt, worauf das Stammhaus Strahlegg gestanden haben soll. Der Hof Celle ist nun ganz verschwunden; ein benachbarter Berg aber heißt noch der Cellenberg, und ein jetzt ausgetrockneter Weiher hieß der Celler Weiher. Aus den Urkunden erhellt zugleich, daß die Pfarrkirche zu Sießen eine sehr alte Kirche ist. Das Patronat und die Häberlensmühle waren Buchauische Lehen. Zu den ursprünglichen Stiftungs-Gütern des Klosters kamen nachher theils durch Schenkung, theils durch Kauf noch weitere Besitzungen: Eratskirch, Riedenhof, Höfe und Güter zu Bogenweiler, Lampertsweiler, Bolstern, Haid, Marbach, Zehnten zu Hundsrücken, Ölkofen etc. Das Kloster stand mit seinen Besitzungen ganz unter Friedbergischer Hoheit und Gerichtsbarkeit. Da die Herrschaft auch die Jagd in dem Klostergebiete hatte, so wurde schon frühe ein herrsch. Jäger dahin gesetzt, woraus dann die jetzige Forstverwaltung entstanden ist. Sehr hart wurde das Kloster im 30jährigen Kriege mitgenommen, so daß selbst „der Commandant (Widerhold) von Hohentwiel, der sonst ein Erzfeind der Katholiken war und Niemand verschonte,“ Mitleiden mit seiner Noth hatte, und es mit Almosen beschenkte. 1674 litt es durch einen großen Brand; 1688, 1703 und 1704 wurde es von den Franzosen heimgesucht, und die Klosterfrauen mußten sich auf die Flucht machen. Im J. 1803 kam auch die Grundherrschaft des Klosters an den Besitzer der Grafschaft Friedberg, den Fürsten von Thurn und Taxis, und das Kloster wurde hierauf

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)