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Gebäude gehören, ist ein Augustiner Frauenkloster, das zwar aufgehoben, aber dermalen noch mit Nonnen besetzt ist. Es liegt hoch, am Rande eines gegen Saulgau sich senkenden Hanges, und hat eine weite und schöne Aussicht. Die Gebäude sind fast alle in sehr gutem Zustande. Das eigentliche Kloster bildet ein regelmäßiges Viereck, und hat ein schloßartiges Aussehen. Auch das Innere ist gut eingerichtet. An das Kloster schließt sich die Klosters- und Pfarrkirche an, eine sehr schöne Kirche mit 2 Chören übereinander: einem Sommer- und einem Winter-Chor, über welchen noch ein dritter mit der Orgel angebracht ist. In dem unterirdischen Theile des Klosters befindet sich in einem Gewölbe die Gruft oder Begräbnißstätte der Klosterfrauen, in der Art, daß in beyden Seitenwänden des Gewölbes halbrunde, backofenförmige kleine Gewölbe sich befinden, worin der Sarg eingemauert wird. Neben dem Kloster steht noch das alte Kloster. Der Bau des neuen Klosters wurde 1716 begonnen, und 1722 vollendet. Die Baukosten betrugen 24.338 fl. Die Kirche wurde 1726 angefangen und 1733 geweiht. Die Kosten betrugen 9.683 fl. – Die Pfarrey, welche dem Kloster 1348 einverleibt worden war, wurde i. J. 1803 neu dotirt. Die Baulast sämmtlicher Gebäude hat jetzt der Fürst. Das Kloster befand sich anfänglich in der Stadt Saulgau und noch in neuerer Zeit besaß es daselbst das Haus, worin die Nonnen zuerst gewohnt hatten. Das Kloster bestand dort, laut des ältesten Stiftungsbriefs, den das Kloster hat, schon i. J. 1251. In diesem Jahre schenkt ein gewisser „Ritter Steinmar von Sieße“ mit seinen 3 Söhnen, Wolfram, Steinmar und Friderich dem Convent der Schwestern von „Sulegen“ das Eigenthum des Grundes, worauf dieselben wohnten; laut einer zweyten Stiftungs-Urkunde vom J. 1259 schenkte Steinmar von Strahlegg und sein Bruder Friedrich der Priorin und dem Convent der Schwestern von „Sulgay“ den Hof in „Süessen“ und das Patronatrecht der Kirche daselbst, den Hof Celle und die Mühle Riedmyli,

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)