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Namens, welche K. Mannlehen ist. Der Name Scheer, welchen auch der alte Gaubezirk führte (S. 7.), rührt von der scheerenförmigen Gestalt der von der Donau umgebenen Landspitze her, an der die Stadt liegt. Die Stadt wurde deswegen ehemals gemeiniglich auch „zu der Scheer“ genannt, während der Bezirk „auf der Scheer“ hieß. Das Städtchen Scheer, einst eine Residenz, hat ein Schloß, mehrere Beamtenhäuser, ein Rathhaus, eine Pfarrkirche und 4 Capellen, 1 herrsch. Ziegelhütte, 3 Schildwirthschaften und 4 Brauereyen, worunter eine standesherrschaftliche ist. Es liegt hart an der Sigmaringischen Grenze in einer Schlucht an der Donau[1], an den Abhang der eben erwähnten Ecke angebaut. Oben steht die Pfarrkirche mit dem Pfarrhause, und auf der Spitze der Höhe das Schloß. Einige Häuser liegen auf dem linken Ufer der Donau, über welche hier eine hölzerne Brücke führt. Das Städtchen hat Mauern und Graben und 2 Thore – das Donauthor, und das Menger Thor, deren Thürme neuerlich dem Geschmack der Zeit weichen mußten. Die Häuser sind meist von geringer Art; das durch seine Lage ausgezeichnete Schloß ist aus ältern und neuern Theilen zusammen gesetzt, hat 2 Thürme und 1 Capelle, und ist zwar nicht eingerichtet, jedoch noch in bewohnbarem Stande. In dem Eingange des Schlosses steht der S. 20 erwähnte Römische Altar. Von der rückwärts liegenden Höhenfläche ist das Schloß durch einen tiefen Graben abgeschnitten, über welchen eine Brücke in den Schloßgarten führt, der die ganze Fläche der Höhe einnimmt, und auf beyden Seiten von steilen Abhängen begrenzt, eine ausgezeichnet schöne Lage hat, und wie das Schloß eine herrliche, bis auf die beschneiten Alpen gehende Aussicht gewährt. Das Schloß wurde i. J. 1486 von dem Erbtruchseßen, Grafen Andreas von Sonnenberg (von dem Besitze der Grafschaft Sonnenberg so genannt) erbaut; die Schloßkapelle


  1. 2277/8 M. Feldes von Scheer liegen noch im fürstl. Sigmaringischen Gebiete und sind deßwegen auch nicht in unserer Flächenmaß-Tabelle aufgenommen.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)