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zwischen Mengen und Riedlingen, in der Ausmündung des Ablachthals in das Donauthal, eine kleine Viertelstunde von der Donau. Sie bildet ein Viereck, und ist von Mauern und einem Walle mit 2 Gräben umgeben. Sie hat 3 Thore, das obere, untere und mittlere Thor, und eine Vorstadt, die nach dem Brande von 1819 erbaut worden ist. Die verschiedenen von der Stadt ausgehenden Straßenzüge sind oben S. 99. schon bemerkt. Obgleich regelmäßiger, als manche andere Städte gebaut, hat Mengen doch keine ausgezeichnete Straße. Der größere Theil der Stadt ist ungepflastert; die Gebäude sind meist von geringer Beschaffenheit, am schlechtesten sehen die nach dem letzten Brande wieder aufgebauten und meist unverblendet gebliebenen Häuser aus. Das älteste Haus der Stadt soll das s. g. Steinhaus, dermalen Gasthof zum Hecht, seyn. Von öffentlichen Gebäuden sind zu bemerken: zwey Kirchen.

1) Die Pfarrkirche, Marienkirche. Sie zeichnet sich weder äußerlich noch innerlich aus. In der Kirche befindet sich ein von einem Gitter umgebener Altar mit einem wunderthätigen Marienbilde. An dem Gitter hängt eine gedruckte Tafel folgenden wesentlichen Inhalts: den 18. May 1632 hat das Marienbild seine ächte Farbe verkehrt, seine Augen wunderbar verdreht, aufgethan, geschlossen etc. Dieß ist geschehen in Beyseyn von 300 Personen. Mengen, 21. July 1825[1]. Außen an der Kirche befinden sich Grabsteine der von Reischach, von Freyberg, von Rechberg etc. Die Kirche soll im Jahr 1604 mit der Stadt abgebrannt seyn, wahrscheinlich aber wurde nur das Innere


  1. Dieses angebliche Wunder hängt mit folgender Begebenheit zusammen. Am 18. May rückten die Schweden gegen Mengen an. Auf Anflehen des wunderthätigen Marienbilds wurden sie in dem Riede durch einen dichten Nebel in Verwirrung gesetzt und zum Rückzuge veranlaßt. Diese unerwartete Rettung wurde bis auf unsere Zeit alljährlich am 18. May mit Gottesdienst und Procession um die Stadt, unter dem Zulauf einer großen Volksmenge aus der Nachbarschaft, gefeyert. Neuerlich ist die Feyer auf den Pfingstmontag verlegt worden.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)