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Güter ungeachtet, die gewöhnliche Dreyfelderwirthschaft. Eine Ausnahme davon macht die Gräflich Königseggische Domäne Watt; auch hat der Domänenpächter Stockmayer in Lichtenfeld neuerlich theilweise einen andern Wechsel eingeführt. Das Brachfeld wird im Ganzen ungefähr zu 2/5 eingebaut, einzelne Orte und Bezirke, wie z. B. Saulgau, die Göge haben wenig oder gar keine Brach, in andern dagegen, wie zu Bierstetten, Renhardsweiler und auf den großen Lehenhöfen bleibt sie fast ganz oder größtentheils ungebaut liegen. Wechselfelder hat nur noch Eratskirch und auch dieses nur 153/4 Morgen; außerdem hat Pfrungen ein Feld von ungefähr 110 Morgen, das nach zweijährigem Anbau wieder 3 Jahre ungebaut liegen bleibt. Das Feld wird mehr mit Pferden, als mit Ochsen gebaut, in den Städten und von den Kleinbauren werden häufig auch Kühe eingespannt. Die Einspannung des Rindviehes geschieht, wie fast in ganz Oberschwaben nicht mit Jochen, sondern mit Kummten. Gemeiniglich ziehen 4 Thiere an dem Pfluge. Der Pflug ist der gewöhnliche, mit Ausnahme der Gegend von Lichtenfeld, wo der durch den Pächter zu Lichtenfeld eingeführte Flammänder (nicht Brabanter) Pflug schon sehr häufig ist, und mit dem günstigsten Erfolge, besonders in Hinsicht auf Ersparniß an der Bespannung gebraucht wird. Er wird in Ebersbach sehr gut verfertigt. Die Frucht wird in der Regel gemäht und nicht geschnitten, und wie der oberschwäbische Bauer überhaupt auf Ersparung von Menschenhänden und von körperlicher Anstrengung bedacht ist, so wird in einem großen, besonders dem südlichen Theile, des Oberamts auch nicht gedroschen, sondern die Frucht durch Pferde oder Ochsen ausgetreten.

Die Culturgegenstände sind: Getreide, und zwar Dinkel (Veesen), Gerste, weniger Roggen und Haber; in der nördlichen Hälfte des Oberamts insbesondere wird sehr wenig Haber gebaut, dagegen desto mehr Gerste, Sommer- und Wintergerste, die besonders in der Gegend von Mengen, wo man häufig eine eigene Spielart, Spiegelgerste genannt, findet,

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 059. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_059.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)