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die jenseits der Donau gelegenen, oberschwäbischen Gegenden einst von den Römern besetzt gewesen sey, ist nicht zu bezweifeln. Belege liefern die einzelnen, noch vorhandenen Denkmäler, von welchen nachher die Rede seyn wird. Aber nähere Nachrichten hat man weder aus der römischen, noch aus der zunächst darauf folgenden Zeit. Erst mit dem Ende des achten und mit dem Anfang des 9ten Jahrhunderts treten allmählig einzelne Orte aus dem Dunkel hervor.

Wie anderwärts, war damals das Land in Gaue und Marken eingetheilt, und unter die Herrschaft der Gaugrafen gestellt. Die Gaue, welche in unsern Bezirk eingreifen, waren, so weit sie aus Urkunden unzweifelhaft zu erweisen sind, folgende:

1) Die Folkoltsbar. Die Grafen Chadaloch und Wago, welche wir schon bei Ehingen und Riedlingen näher kennen gelernt haben, schenken im J. 805 und wieder 817 dem Kloster St. Gallen Güter in der Folkoltsbar, in Wolfpoldessiaza, in Stiviloheim, und in Heidcauwe[1]. Ob unter Stiviloheim der Ort Stuben zu verstehen sey, wie Neugart annimmt, lassen wir dahin gestellt seyn; daß aber Wolfpoldessiaza oder Wolfpoldessiuzza, wie es auch heißt, nicht wohl unser Siessen seyn könne, beweißt eine nähere Vergleichung der Urkunden Nr. 155 und 226 bei Neugart. Dagegen ist unter Haidgau vermuthlich der Ort, oder Bezirk Haid, auch „auf der Haid" genannt, und nicht, wie Neugart meint, Haidgau bei Wurzach, oder weil er dieses doch zu entfernt findet, Hayingen auf der Alp zu verstehen. Zu Haidgau in der Folkolktsbare (in Essindorf et in Heidkauge) schenkt schon im J. 797 ein gewisser Pabo seine Güter an St. Gallen. Neugart Codex Dipl. Nr. 132; von Arx Geschichte von St. Gallen I. p. 56.

2) Ertgau. Zu diesem Gau findet man gezählt: Moosheim, Nonnenweiler, und Mengen. Kaiser Otto I. bestätigt durch Urkunde vom J. 961 den Gütertausch


  1. Neugart, Cod. Dipl. Nr. 158 und 193.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 006. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_006.jpg&oldid=- (Version vom 11.7.2022)