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und 1 Schildw. C. A. und F. A. Zwiefalten. Zehnten, den großen bezieht der Staat, den kleinen und den Heuzehnten die Pfarrey, Klee und Futterkräuter waren immer zehentfrey.

Gefälle beziehen: Staat 99 fl 13 kr und 8 Sch. 37/8 Sr. H., 3 Sch. 3 Sr. glatte Früchte; die Kirchenpflege 2 fl. 22 kr. und 61/3 Sr. H., 61/3 Sr. Roggen. Dazu kommt ein, in eine ständige Gült verwandeltes Landgarbengefälle des Staats mit 8 Sch. D., und 6 Sch. Gerste, auch Schutz- und Schirmgeld, Vogt- und Leuthaber.

Der Ort liegt sehr freundlich auf einer von der Donau umflossenen Halbinsel. Besonders gefällig stellen sich Kirche und Pfarrhaus dar, welche 1780 neu gebaut worden sind. Die Baulast liegt auf dem Staate. Über die Donau führt bey dem Orte eine Brücke. Es ist S. 14 schon bemerkt worden, daß Zell ehemals Rammesau, Romansau geheißen und daß dieser Name (Römerau) wahrscheinlich auf einen Römischen Ursprung deute. In der Folge wechselte die Benennung zwischen Rammesau und Bertholdszell, wie dieß in der oben angeführten Urkunde v. J. 805 der Fall ist, und endlich blieb Zell allein übrig. Der Name Bertholdszell rührt vermuthlich von einer Zelle her, die ein Glied der Gaugrafen-Familie, in der der Name Berthold gewöhnlich war, entweder gestiftet, oder zum Rückzug aus dem Leben gewählt hatte. Die erwähnte Urkunde ist in Zell selber von Graf Berthold und seinen Söhnen Chadaloch und Paldebert ausgestellt. Als Nachfolger in dem Besitze von Zell findet man später die von Emerkingen. 1292 vergabt und verkauft Rudolph von Emerkingen an das Kloster Zwiefalten Kirche und Kirchensatz mit Gütern, Höfen und Leuten; 1294 verkauft des vorigen Bruder, Hermann von Emerkingen, Kirchherr zu Zell, an das Kloster Güter und die Fischenz, und 1395 verzichten Eglof, Walter und Ulrich von Emerkingen auf die Vogtey zu Mörsingen und zu Zell, den Kirchensatz etc. Auf diese Weise und durch eine Menge einzelner Käufe kam allmählig Zwiefalten in den Besitz von Zell. Die Kirche wurde 1294 dem Kloster einverleibt. Daß in Zell ehemals auch ein Schloß gestanden habe, lassen schon die früheren Verhältnisse vermuthen. Nach den Marchthaler Annalen saß i.J. 1180 Dapifer

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)