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Graf Gerold, der Schwager und Waffengenosse Kaisers Karl des Großen, gefallen gegen die Hunnen 799, genannt. Er wird auch von spätern Geschichtsschreibern Comes Pussenius, Graf von Bussen geheißen[1]. Er hatte einen Sohn, Namens Berthold, der in der S. 8 angeführten Urkunde Karls des Gr. v. J. 811 ebenfalls als Graf vom Bussen erscheint. Dieser Berthold, welcher in Öheims Chronik als Herzog von Schwaben vorkommt, scheint der Vater der oft genannten Grafen Chadaloch und Wago gewesen zu seyn, welche 805 die Kirche auf dem Bussen an St. Gallen verschenkt haben, S. 7, und war der Urgrosvater des jüngern Chadalochs, der 889 die Urkundenin loco, qui dicitur Pusso (S. 10) ausstellte[2].

In dem Güterbesitze dieser Familie findet man später die Grafen von Veringen und Nellenburg, ohne Zweifel Abkömmlinge des Geschlechts, von welchen Wolfrad I., gest. 1010, zuerst mit der Zubenennung von Veringen erscheint, und zu welchen wohl auch jener illustris vir, Peregrinus, der zweite Stifter des Klosters Bussen-Beuron gehört hat, der nach einer ihm in dem Kloster gesetzten Grabschrift 1092 auf seinem Stammschlosse Bussen gestorben ist[3]. Kaiser


  1. So nennt ihn das Chron. Gottwic. (Gerold Pussinius, Signifer Caroli), so die Annal. Aug. und aus ihnen Raderus in Bavaria Sancta, p. 76; so auch das Urbar des Klosters Beuron, dessen Stifter er war. Vergl. auch Ussermann Prodr. Germ. sacr. T. I. p. 129. Es wird zwar von Vielen widersprochen, daß Gerold einen Sohn gehabt habe. Allein nicht blos in obiger Urkunde wird Berthold sein Sohn genannt, sondern Gerold selbst erwähnt auch in einer Urkunde v. J. 786 seines Kindes. Wahrscheinlich aber starb Berthold noch vor dem Vater. Der Ausdruck infans in Gerolds Urkunde darf freylich nicht so genau genommen werden.
  2. Bey obiger Schenkung tritt der oft vorkommende Fall ein, daß das, was an St. Gallen vergabt wird, fast zu gleicher Zeit im Besitze von Reichenau erscheint.
  3. Pizzenberger Commentatio inaug. qua libertatem antiquiss. collegii Beuronensis etc., Tubingae 1771.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)