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dem Pfarrer jährlich 10 Malter an Früchten zu reichen, damit er auch „die armen Leute“ versehe. Diese armen Leute, wie es scheint, Leibeigene des Stifts, waren bis dahin nach Ertingen eingepfarrt.

Neufra besitzt auch einen kleinen Spital. Er wurde 1536 von Schweikhard von Gundelfingen und seiner Gemahlin, Elisabeth von Montfort, auf dieselbe Weise, wie diese Eheleute zu gleicher Zeit den Spital zu Hayingen gründeten, gestiftet, indem Schweikhardt sein Haus Wagenhals, Elisabeth aber 500 fl. Kapital dazu gab, welches sich nun zu einer Summe von 8924 fl. vermehrt hat.

Es ist auffallend, daß man von dem ansehnlichen Orte Neufra keine ältere Nachrichten hat. Nach Sulgers Jahrbüchern macht Hemma von Stoffeln 1152 eine Schenkung an das Kloster Zwiefalten in villa Neufron; auch erwähnen dieselben Jahrbücher beym J. 1171 eines Ranzo von Neufern und das Geschlecht der Dienstmannen von Neufra, Uleconen genannt, kommt um dieselbe Zeit auch in den Marchthaler Annalen vor. Da es aber auch ein Neufra bey Gamertingen und überhaupt viele Neufern, Neufra, Neufrach, Niefern, Nuifra gibt, (auch Neuveringen wird Neuveren geschrieben gefunden) so ist es manchmal ungewiß, ob unser, oder ein andres Neufra gemeint sey. Doch gehörte Ranzo von N. ohne Zweifel dem diesseitigen N. an. Ein Ranzo von Neufern erscheint auch in der sogen. Stiftungsurkunde des Kl. H. Kreuzthal von 1227 und wieder ein Ranzo de Niverun in einer Kreuzthaler Urkunde von 1271, und Heinrich von Neufern ist von Graf Ulrich von Berg 1298 mit derselben Burg Zußdorf belehnt, die in dem nämlichen Jahre Ludwig und Mangold von Hornstein zu Lehen erhalten, so daß man vermuthen möchte, auch jener Heinrich und Ranzo haben zum Geschlechte der von Hornstein gehört. Urkundlich ist Ludwig von Hornstein 1303 im Besitze von N. und schrieb sich von dieser Zeit an eine Hornsteinische Linie von Neufra, die auch dort ihren Sitz hatte; 1399 aber verkaufte Ludwig von H. den Ort an Stephan von Gundelfingen für

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)