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Gefälle beziehen: Der Staat 10 fl. 27 kr., Taxis 372 fl. 18 kr., 1734/8 Sch. D., 592/8 Sch. H., 1096/8 Sch. gl. Fr., Heiligenpflege 8 fl. 48 kr. 1 Sch. 2 Sr. 11/3 V. H. und eben so viel Roggen. Dazu Landgarben des Fürsten im Betrag von 353 fl. 55 kr.

Kanzach liegt zu beyden Seiten der Kanzach, über welche eine Brücke führt. Kirche und Pfarrhof liegen erhöht. Der Ort hat 1 Schildw., 2 Brauereyen, 1 Mahlm., 1 Säge-, 1 Öhl- und 1 Gypsmühle. Die Baulast hat der Patronatsherr. Eingepfarrt sind: Ob. u. Unt. Volloch und der Seelenhof. Auf einem Hügel am östlichen Ende des Dorfs liegen noch die letzten Spuren der Burg Kanzach, mit einem Burggraben, wo die Ritter von Kanzach, gemeiniglich die Bachritter genannt, ihren Sitz hatten. Von denselben kommt Ortolf von Canza in der Stiftungsurkunde von Heiligkreuzthal 1227 als Zeuge, Heinrich v. K. 1269 in Marchthaler, Heinrich der Bachritter von Canca 1295 und öfters als Heinrich der Bachritter, ohne den Beysatz von Kanzach, in Heiligkreuzthaler Urkunden vor. Sie waren Vasallen des Klosters Reichenau, von welchem Kanzach, das Dorf und die Kirche Lehen waren. I. J. 1392 hat Heinrich von Blankenstein die Burg mit den dazu gehörigen Höfen und Gütern, Vogtey, Zwingen und Bännen nebst der Fischerey und der Mühle zu Volloch von dem Kloster zu Lehen, und verkauft das Lehen an den Bürger Hans Hepplin zu Saulgau für 461 Pf. H., von dem es, mit Ausnahme der Mühle, 1442 an das Stift Buchau für 1500 fl. verkauft wurde, nachdem der Abt von Reichenau den Lehensverband aufgelöst hatte. Die von Hornstein besaßen einen Hof und die Mühle im Dorfe, und trugen auch Pfarr und Pfarrwiddum von Reichenau zu Lehen. Den erstern Besitz verkaufte Hans v. H. 1345 an das Stift Buchau für 150 Pf. H.; der letztere kam 1387 an das Kloster Schussenried, das ihn 1427 ebenfalls an Buchau vertauschte, welchem die Kirche 1793 einverleibt wurde. Übrigens hatte die Grafschaft Friedberg auch über Kanzach die Landeshoheit. Die neuern Veränderungen theilte der Ort mit Buchau.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)