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Stift. Diese wurde nun unter Taxischer Herrschaft mit jener von Buchau vereinigt, und reichliche Quellen wurden für die Bedürfnisse der vereinigten Anstalt eröffnet. Aber bey der Unterwerfung unter die Würt. Oberherrschaft wurden diese Quellen von Taxisscher Seite wieder verstopft, und es mußten neue Mittel aufgefunden werden, um die dermalige Einrichtung zu begründen. Es geschah mit vieler Aufopferung der sonst so unvermöglichen Bürgerschaft, welche dadurch vollends sich das schönste Denkmahl gesezt hat, daß sie i. J. 1820 das jetzige ansehnliche neue Schulhaus erbaute. Die Anstalt hat einen Fond von 6169 fl. Die übrigen Anstalten der Stadt und ehemaligen freyen Reichsstadt bestehen einzig in einer Spitalstiftung, deren Capitalfond in 1715 fl. und in Gütern und Bodenzinsen mit einem Ertrag von 49 fl. besteht. Die ganze, den Armen zufließende jährliche Unterstützung beträgt etwa 60 fl., wozu die Standesherrschaft jährlich noch ein ständiges Almosen von 142 fl. für die Christen und 71 fl. für die Juden reicht. Ein Spitalgebäude ist nicht vorhanden.

Das Stift stand in ganz keiner Verbindung mit der Stadt; vielmehr befanden sich beyde Theile immer in feindlicher Stellung gegeneinander, so daß endlich 1787 durch eine eigene Kais. Commission Friede gestiftet und den ewigen Reibungen und Streitigkeiten durch einen Vertrag ein Ziel gesezt werden mußte. Die übel berechnete Aufnahme der Juden, wodurch sich die Stadt so wehe gethan hat, geschah ums Jahr 1577.

Die Geschichte der Stadt liegt ganz im Dunkeln, aus ihrem Besitzstande aber und daraus, daß sie mit diesem den Stiftsbezirk ganz einschloß, möchte man schließen, daß sie schon vor dem Stift vorhanden gewesen sey, wiewohl dieser Besitzstand sich auch erst unter den mannigfaltigen Stürmen, die über das Stift ergingen, wie anderwärts, gebildet haben könnte. Die erste Nachricht von Buchau, die sich auf die Stadt, und nicht auf das Stift, zu beziehen scheint, ist v. J. 1022. Die Nachricht ist merkwürdig. Dem Kloster St. Gallen wurden seine Kirchenschätze gestohlen. Die Mönche

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)