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zu dem wohlthätigen Zwecke gestiftet, daß die Zinse mit 80 fl. einem Bürgerssohn gereicht werden, der sich dem geistlichen Stande widmen wolle.

3) Die Millersche Stiftung, ein Capital von 2478 fl., das 1788 der damalige Stadtpfarrer Ignaz Miller zur Unterstützung armer Bürgerskinder bey ihrer Verheirathung, oder für solche, die sich dem geistlichen Stande widmen, vermachte. Im Jahre 1820 vermehrte die Bürgerstochter Frau Elisabeth Depai, ehemalige Nonne im Kloster zu Unlingen, diese Stiftung mit einem Capital von 200 fl. und es betrug der gesammte Capitalstock auf den 1. Jan. 1826 die Summe von 3216 fl. 53 kr.

4) Die Kaufmännische Stiftung, welche der 1822 verstorbene ledige Wendelin Kaufmann, Taglöhner und ehemaliger Postknecht machte, und zwar 1200 fl. an die Kirche und 1000 fl. für diejenigen Arme, welche im Hauszinse leben. – Der Zustand der Stiftungen im Allgemeinen ist aus der beygefügten Tabelle IV. zu ersehen.

d) Klöster. Riedlingen hatte ehemals zwey Klöster:

1) Ein Nonnenkloster, das in der Stadt stand. Eine fromme Wittwe, Hutta Klinger, hatte i. J. 1420 eine kleine Gesellschaft sogenannter Seelschwestern zu dem wohlthätigen Zwecke gestiftet, die Kranken der Stadt zu pflegen, und die Gestorbenen anzukleiden. In einem Bürgershause wohnten sie, ohne besondere klösterliche Regel, und lebten von dem Ertrage, den ihnen 4 Jchert. Äcker und die Arbeit ihrer Hände gewährten. Mit Vermehrung ihres Stiftungsgutes, vermehrte sich auch ihre Zahl. Es wurden 12–15 Schwestern, sie bauten ein eigenes Kloster, führten den Orden des h. Franziskus 3r Regel unter sich ein, und wurden aus barmherzigen Schwestern betende Nonnen. 1780 wurde das Kloster aufgehoben; das Gebäude kam an das Handlungshaus Grasselli, die einzelnen Güter wurden an Bürger verkauft.

2) Ein Kapuzinerkloster, das vor der Stadt steht. Im Jahr 1644 hatten die Väter Kapuziner in einem Bürgerhause in der Weilervorstadt die erste Aufnahme gefunden. Im folgenden Jahre begann der Bau des noch bestehenden

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)