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Gebäude ruht auf einem sehr hohen, frey aufsteigenden und von der Gebirgswand ganz abgesonderten Felsen, so daß es die ganze Fläche des Felsenscheitels einnimmt und mit dem Gebirge nur durch eine Brücke, als dem einzigen Zugang, verbunden ist. Es liegt 2540 Pariser oder 2880 Würtemberg. Fuß über der Meeresfläche, und ungefähr 800 Fuß über dem Echazthale, in welches man aus den Fenstern schaudernd hinabblickt. Man genießt hier eine herrliche und weite Aussicht, tief in das Unterland hinab. Das alte Schloß war eines der festesten und sichersten Rittersitze, der bey aufgezogener Brücke ganz unerreichbar war. Der vertriebene Herzog Ulrich soll deßwegen auch, nach Crusius, hieher seine Zuflucht genommen, und eine Zeit lang heimlich hier sich aufgehalten haben, so daß er, wenn er vor das Schloß kam, immer nur mit den Worten anrief: „der Mann ist da.“

Das Schloß war ehedem Eigenthum und Sitz der Herren von Lichtenstein, welche in- und außerhalb der Gegend mehrere Güter und Rechte hatten, übrigens Vasallen von Würtemberg waren. Im Jahr 1243 verkauft Gero von Lichtenstein dem Kloster Bebenhausen den halben Zehenten zu Tusselingen (Dußlingen) für 75 lb. und von dieser Zeit an kommen die Lichtenstein gar häufig vor. Ein Lichtenstein war auch unter den Gefallenen bey Reutlingen, und Johannes von Lichtenstein war mit Graf Eberhard dem Milden von Würtemberg auf dem Concilium zu Constanz. Schon frühzeitig verkauft die Familie ein Gut nach dem andern. Unter den verkauften Gütern waren auch Bitz und Willmandingen. Es ist jedoch zu bemerken, daß es auch auf der südlichen Seite der Alp in der Gegend der Lauchart, bey Neufren, zwey Schlösser gleiches Namens (Hinter- und Vorder-Lichtenstein) gab, und es läßt sich nicht angeben, ob die Besitzer von Einer Familie waren, und von welchem Theile gerade jene Verkäufe zu verstehen sind? Überhaupt wiederholt sich der Name Lichtenstein so häufig als die Namen Lichtenberg, Leuchtenberg etc. etc.; ohne Zweifel alle von den Feuerzeichen, die ehemals da gegeben wurden, so genannt. Zu unserem Lichtenstein waren, laut Lagerbuchs,

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_131.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)