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Sattler und Andere das Daseyn der Grafen von Pfullingen überhaupt verwerfen: allein nach genauerer Untersuchung läßt sich nicht daran zweifeln, und es zeigt sich, daß selbst die Grafen von Achalm und von Urach von denselben abstammten.

Nach der oben angeführten Ottonischen Urkunde war im Jahr 937 Hermann, Graf im Pfullinggau.[1] Zu derselben Zeit kommt ein Graf Wolfgang von Pfullingen vor, der schon als Knabe im Jahr 936 in der Klosterschule zu Reichenau sich auszeichnete und 968 Bischof in Regensburg wurde.[2] Bald darauf erscheint ein Graf Walther von Pfullingen, der drey Söhne hatte, alle drey in der Geschichte gleich merkwürdig. Der erste hieß Egino oder Egilolf, und war der Stammvater der Grafen von Achalm und von Urach; der zweyte Anno oder Hanno, der berühmte Entführer des jungen Königs Heinrich V.; er wurde 1056 Erzbischof in Cöln und starb 4. Dec. 1075 daselbst, wo sein Todestag als der eines Heiligen alljährlich gefeyert wurde. Der dritte hieß Wezelo oder Werner, er wurde 1063 Erzbischof von Magdeburg und kam als Gegner König Heinrichs IV. auf eine elende Weise ums Leben. Eginos Söhne und Walthers Enkel waren Egino und Rudolph, die Erbauer von Achalm, und Cuno oder Conrad, der 1066 als erwählter Erzbischof von Trier ermordet wurde.[3]


  1. Die Urkunde, welche vom 23. Mai 937 ist, sagt:
    . . cuidam presbytero dilecti comitis nostri Herimanni, nomine Hartbertus in Allamani in commitatu ejusdem comitis Harimanni in pago Phullichgowe in loco Hohenowa (Honau) nominato quandam piscationem hactenus ad regiam potestatem pertinentem a natatorio fluminis Achaza nuncupati usque ad gurgitem, quem circummanentes abusivo nomine lacum appellant, cum fundo et alvo ipsius fluminis cum omnibus ad ipsum fundum et alvum pertinentibus in proprietatem donavimus. Actum Moguntiae. – Es verdient bemerkt zu werden, daß die abusive Benennung Lacus sich bis jetzt erhalten hat, denn noch heutzutag heißt ein Bezirk Wiesen bey Pfullingen, „im Entensee.“
  2. Bucelini Constantia sacra et profana p. 174. Neugart Cod. Dipl. 320. 321. Besoldi Mon. virg. S. 334.
  3. Neugart Episcop. Constant. S. 390. u. f.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_122.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)