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seyn, wie manche Veränderungen und Schicksale mag sie erfahren haben, noch ehe jener Stein eingemauert wurde. Wahrscheinlich ist die Burg auf den Grund eines römischen Wartthurms gebaut. Wie schon ihr Name und ihre Lage in dem großen Altdorfer Wald andeuten, war sie höchst wahrscheinlich ursprünglich ein Jagdschloß und Sitz des königl., früher herzogl. Welfischen Oberst-Jägermeisters über den Altdorfer Forst, ein Amt, womit in alten Zeiten das Waldburgische Haus bekleidet gewesen zu seyn scheint, s. S. 93. So weit die Geschichte reicht, war die Burg im Besitze des Waldburgischen Hauses, das sich davon schrieb, noch ehe es das Truchsessen-Amt bekleidete. Sie kann daher auch als dessen Stammburg betrachtet werden, obgleich das Haus in den ältesten Zeiten sich auch von Tann, einer Burg bei Wolfegg, schrieb, von der ohne Zweifel auch das ältere Wappen des Hauses herrührt. S. O.A. Waldsee S. 122.[1] Lange Zeit war die Burg Waldburg der Sitz des Waldburgischen Hauses, nachdem aber das alte Stammgut mit neuen Besitzungen, den Herrschaften Wolfegg, Waldsee etc. vermehrt worden war, so hörte sie allmählig auf, Residenzburg zu seyn. Schon 1392 hatte der Truchseß Hans seinen Sitz zu Waldsee (s. O.A. Waldsee S. 94), und nach der Theilung in dem Waldburgischen Hause v. J. 1429 gehörte sie nicht einmal mehr Einem Herrn allein an, sondern war gemeinschaftliches Gut. Erst 1528 wurde ihr Besitz wieder theils durch Kauf, theils durch vorangegangene Erbschaft, bei der Wolfegg-Waldseeischen, später der Wolfeggischen Linie vereinigt, und sie ist auch jetzt in dem alleinigen Besitze des Fürsten v. Wolfegg-Waldsee.

Eine Geschichte des Waldburgischen Hauses von dem Domcapitular Dr. v. Vanotti ist neuerlich in den Würtembergischen Jahrbüchern, Jahrg. 1834. H. 1, S. 134 und H. 2, S. 205 gegeben worden, und ein Nachtrag dazu wird

  1. Eine Zeit lang muß der Besitz des Hauses in der Burg unterbrochen gewesen seyn, da nach den Weingarter Annalen der Truchseß Eberhard 1280 mehrere Güter an das Kloster Weingarten verkaufte, um die Veste Waldburg kaufen zu können – vielleicht aber von einem Gliede des Hauses.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)