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1 von der Gemeinde Blitzenreute und 4 aus dem Oberamte Saulgau. Bis 1812 gehörten auch Buchsee und O. Springen, jetzt bei Blitzenreute, dahin, dagegen Kögel in die Pfarrei Altdorf. Die Pfarrei ist sehr alt, sie kommt schon in dem Streite über Neubruchzehnten mit dem Kloster Weingarten 1236 vor, s. Grünkraut. Im J. 1412 war Ulrich von Königsegg, Pfarrer oder Kirchherr von Wolpertsschwende, und in der Theilung mit seinen Brüdern wurde ihm die Kirche mit allen Rechten überlassen. In der Pfarrkirche wird ein eisernes Kreuz aufbewahrt, das bei Prozessionen vorgetragen wird. Es ist nach der Sage in dem Gangolfsbrunnen gefunden worden und wird das Gangolfskreuz genannt. Das Kreuz enthält die Namen mehrerer Heiligen, deren Reliquien in 4 Öffnungen sich befanden, und die Jahrszahl 1281.

Der Ort war eine Welfische Besitzung. Nach seiner Erhebung zum Bischof von Constanz (934) vertauschte der heil. Conrad, ein Glied des Welfischen Hauses, die von seinem Vater ererbten Güter auf dem rechten Ufer der Schussen, nämlich Alidorf (Aulendorf), Wolpoteswende, Berg und Fronhofen an seinen Bruder Rudolph. S. Neug. Episc. Const. p. 282). Später hatte der Ort seine eigenen Edelleute, welche ihren Sitz auf der benachbarten Burg Hatzenthurm, wozu W. gehörte, gehabt zu haben scheinen, und Welfische Vasallen waren. Übrigens scheint auch in W. selbst vordem eine Burg gestanden zu haben. Ob die Brüder Hawin, Conrad und Albrecht von Wolvoldesschwendi, die Stifter des Klosters Ochsenhausen, und andere Herren v. W., welche nach ihnen noch erscheinen, unserm W. angehört haben, möchte zu bezweifeln seyn; wahrscheinlicher ist, daß sie von Wolfhartsschwendi oberhalb Memmingen im Königreich Bayern waren, das auch seinen eigenen Adel hatte. Unser W. wird, wie Aulendorf, später im Besitze der von Königsegg gefunden; 1363 kaufte der Spital Ravensburg von Eberhard und Luitold von Königsegg und Hatzenthurm die Gerichtsbarkeit über das Dorf W. sammt etlichen Höfen darin um 676 Pf. und 1419 verkaufte Hans v. Königsegg ebenfalls an das Spital die Veste Hatzenthurm nebst Zugehör, ferner Kirche und Kirchensatz von W. um 700 Goldgulden. Von dieser Zeit an blieb das Spital im Besitze, s. o. und Hatzenthurm.

Das Gangolfs- (Wolfgangs-) Bad, liegt unterhalb des Dorfs am Hange. Es besteht in einem neuen, nach dem Brand des alten 1826 erbauten Gebäude, hat eine gute Einrichtung, freundliche Zimmer und eine herrliche Aussicht. Etwas höher als das Bad steht in geringer Entfernung die Gangolfs-Kapelle, in und

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)