Seite:Oberamt Ravensburg 233.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Schul-Beziehung unter der Vermittlung des gemeinschaftlichen evang. Oberamts Ravensburg, unter der Kreis-Regierung und dem Ministerium des Innern stehen.

W. liegt in dem Pfrunger Ried 5 St. nordwestlich von R. an und auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Donau, hart an der badischen Grenze, und gehört zur k. Hofkammer, Hof-Cameralamt Altshausen. In gerichtlicher Beziehung ist W. dermalen noch, und bis es zu einer Gemeindekörperschaft (bei wenigstens 50 Bürgern) erwächst, der Gemeinde Eßenhausen zugetheilt. Der Ort hat eine Kirche, oder Bet-Saal und Schule, ein Rathhaus und eine Schildwirthschaft. Er ist ganz neu und nach einem regelmäßigen Plane in der Form eines Kreuzes angelegt und liefert ein merkwürdiges Beispiel davon, was religiöse Beharrlichkeit vermag. Noch vor 15 Jahren war Grund und Boden, worauf W. steht und seine Einwohner sich nähren, eine Wüste, ein sumpfiges Ried, das man alles Anbaues für unfähig hielt, von dem zunächst gelegenen Orte das Lengenweiler Ried genannt. Der Vorsteher der Gemeinde Kornthal kam auf den Gedanken, hier eine Colonie für Glaubensverwandte anzulegen. Die Gemeinde wendete sich an Seine Majestät den König mit der Bitte um Überlassung des Rieds, das hofkammerliches Eigenthum war. Mittelst Vertrags vom October 1823 wurden an die Gemeinde Kornthal 500 Morgen Ried und 58 Morg. Waldung steuer-, zins- und zehentfrei in der Art überlassen, daß nach 10 Jahren, wenn die Urbarmachung als gelungen betrachtet werden kann, für den Morgen 10 fl. in drei unverzinslichen Jahreszielern bezahlt werden. Im J. 1824 wurde der Anfang mit Cultivirung der Wüste gemacht, es wurde mit Ziehung eines Hauptgrabens von 11.860 Schuh Länge begonnen, welcher merkwürdiger Weise nördlich in das Flußgebiet der Donau, südlich in das des Rheins ausmündet. Der Anbau machte schnelle Fortschritte, begünstigt durch die milde und freigebige Unterstützung S. M. des Königs und die seltene Ausdauer der Pflanzer. Es entstund ein neues Dorf, welches im Jahr 1831 schon über

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)