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Die Altdorfer Landschaft war Mitstand der schwäbisch-österreichischen Landstände zu Ehingen und wurde dort in dem Ausschusse durch Munderkingen vertreten, s. Ehingen S. 94 und oben 1. Abthlg. Die Landschaftskasse war bei dem Übergang an Würtemberg schuldenfrei, die Staatsschulden hafteten auf der ständischen Kasse zu Ehingen, wozu jene gehörte; als Corpor. Kasse hatte die Altd. Landsch. Kasse sogar noch Activ-Vermögen. S. S. 82. auch Kappel.

Altdorf der Flecken ist ein sehr alter Ort, wie schon daraus hervorgeht, daß die alte Grafschaft und die alten Grafen von Altdorf davon ihren Namen führten. Hier auf dem Martinsberge saßen sie, jenes mächtige Geschlecht, das unter dem Namen der Welfen einst eine so große Rolle in der Geschichte von Deutschland und Italien gespielt hat und noch auf den heutigen Tag die Throne von Großbritannien, Hannover und Braunschweig einnimmt. Am Fuße der Martinsburg entstand der Flecken Altdorf, von den Dienstleuten und Leibeignen der Welfen bewohnt. Ein Gürtel von Burgen, theils von den Welfen selbst abwechselnd bewohnt, theils von ihren Dienstmannen besetzt, umgab den alten Stammsitz. Altdorf schien bestimmt zu seyn, eine bedeutende Stadt zu werden; aber die Verlegung des ordentlichen Wohnsitzes der Welfen nach Ravensburg hemmte sein Aufblühen. Gleichwohl verschaffte ihm die Nähe des berühmten Klosters, der Umfang des Pfarrsprengels und der Sitz der Landvogtei eine Bedeutung, die ihm den Vorzug vor mancher Landstadt gab, und ohne Zweifel wäre es, wie das benachbarte Ravensburg, zur Selbstständigkeit gelangt, wären ihm nicht eben seine Verbindungen mit dem Kloster in dem Wege gestanden. Als Bestandtheil der kais. Reichslandvogtei war Altdorf ein unmittelbarer Reichsflecken; als solcher wurde es auch, entweder ganz oder theilweise, mehrmals von den Kaisern verpfändet. So verpfändete K. Ludwig V. 1330 an den Grafen Hugo von Bregenz mit der Reichsstadt Wangen auch die Steuer zu Altdorf. Ebenderselbe gab dem Grafen (1332) das Dorf Altdorf mit allen seinen Rechten und Nutzungen. K. Karl IV.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)