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Durch den Lüneviller Frieden vom 9 Februar 1801 und den Separatvertrag zwischen Frankreich und Bayern vom 24 August d. J., dann durch den Reichs-Deputations-Schluß vom 25 Februar 1803 kam die Reichsstadt Ravensburg an die Krone Bayern und von dieser durch den oben erwähnten Staatsvertrag an die Krone Würtemberg, die am 13 November 1810 davon Besitz ergriff. Unter Bayern wurde Ravensburg der Sitz eines k. Landgerichts, unter Würtemberg der eines Oberamts, mit Unterordnung unter die damalige Landvogtei am Bodensee. Vergleiche 1ste Abtheilung.

Als die Reichsstadt Ravensburg mit ihrem Gebiete 1802 an die Krone Bayern fiel, hatte sie mit jenem eine bedeutende Schuldenlast; mehr als 200.000 fl. Capital hatten die Stiftungen allein zu fordern, und im Ganzen belief sich die Schuldenmasse auf 462.156 fl., einschließlich einer Schuld von 62.167 fl., die auf der Stadt allein lagen. Den größten Theil der Einkünfte hatte die neue Landesherrschaft an sich gezogen, es war also der Stadt nicht mehr möglich, ihre alten Verpflichtungen zu erfüllen. Es wurde daher i. J. 1804 ein Schulden-Tilgungsplan entworfen und eine eigene Schuldentilgungs-Kasse errichtet, zu der auch die bayerische Staatskasse, sowie die Stiftungen der Stadt, ihre Beiträge leisten sollten. Allein diese Beiträge blieben bald aus, und die Schulden und Verlegenheiten wuchsen. Unter der würtembergischen Regierung suchte man zwar zu helfen, leistete Beiträge aus der Staatskasse und gewährte verschiedene Erleichterungen; allein die erschöpfenden Kriegsjahre hinderten eine gründliche Abhülfe: erst im J. 1821 trat eine solche ein. Durch zwei Vergleiche vom 3 Mai 1821 wurden erstlich von der Stadt und Landschaft 267.000 fl., sodann von der Stadt allein noch 38.000 fl. Schulden auf die Staatskasse übernommen. Der letztern wurde überdieß zur Deckung ihres Deficits eine jährliche Rente von 3000 fl. aus der Staatskasse zugesichert und diese ihr auch sogleich dadurch gewährt, daß ihr ein Kapitalwerth von 60.000 fl. in Gütern, Waldungen und Gefällen übergeben wurde. Auch wurden die schon 1814 übernommenen Besoldungen

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)