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vertrieben. Ohne Erfolg war die Abordnung des Abtes Gerwig Blarer von Weingarten von Seiten des Bischofs, und des Gr. Hugo von Montfort von Seiten des Kaisers. Den 20 April 1546 trat Ravensburg dem schmalkald. Bunde bei und verbot (20 Mai 1546) die Ausübung des kathol. Gottesdienstes. Nach dem unglücklichen Ausgang des schmalkaldischen Krieges mußte die Stadt 18.000 fl. Strafe erlegen und mehrere Rechte an die österreichische Landvogtei abtreten, auch 1548 das Interim annehmen.[1] Nach dem westphälischen Frieden (1648) wurde die Parität auf den Zustand des Normaljahrs 1624 eingeführt; der Rath wurde von beiden Confessions-Verwandten gleich besetzt, ebenso die städtischen Ämter; die Pflegen und Stiftungen wurden vertheilt und so der Zustand hergestellt, welcher ohne wesentliche Abänderung bis auf das J. 1803 verblieb. Nach dieser Errichtung waren 2 Bürgermeister, 1 katholischer und 1 evangelischer, die von 4 zu 4 Monaten abwechselten, ebenso 2 geheime Senatoren aus den Patriziern, 2 geheime Senatoren aus der Gemeinde, der Rechts-Consulent und Syndikus, welche den innern Rath ausmachten; noch weitere 2 Senatoren von den Patriziern und 8 von der Gemeinde bildeten mit dem innern Rathe den äußern. Die Gemeinde wurde durch 12 weitere Rathsherren, von jeder Confession 6, und durch einen Zusatz von 22 sogenannten großen Rathsherren in wichtigern Fällen vertreten.

Wir fügen hier dem Manuscripte, dessen Gange wir folgten, noch einige weitere Zusätze über Rechte und Freiheiten der Stadt, als Reichsstadt, und über ihre Verfassung, ihr Gebiet und ihren Finanz-Zustand bei.

Es ist eine irrige Vorstellung, wenn man glaubt, mit irgend einer kaiserlichen Urkunde sey eine Stadt auf einmal zur Reichsstadt in dem Sinne erhoben worden, den wir mit dem Begriff einer freien Reichsstadt gemeiniglich verbinden.

  1. Laut Urkunde vom 16 Jan. 1547 mußte die Stadt an K. Karl V. selbst 30.000 fl. für ihre Aussöhnung bezahlen.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)