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Mochenwangen etc., welche aber später zum Theil wieder verloren gingen, s. u.[1]

Die Quellen, aus welchen der Reichthum der Stadt floß, waren die Zölle, das Umgeld, die Bürger-Aufnahme- und Straf-Gelder und die Steuern. Letztere wurden nach dem Vermögen umgelegt, und nach Nothdurft erhöht. Um das J. 1500 gaben die Möttelin ihr steuerbares Vermögen allein auf 150.000 fl. an und zahlten jährlich 445 fl. Steuer. Früher hatte Ravensburg eine eigene Münzstätte, in welcher auch Hohlpfennige mit dem Stadtwappen geschlagen wurden. Schon im J. 1289 geschieht ein Kauf nach Ravensburger Währung.[2] Im J. 1402 wurde Lucas von Straßburg als Münzmeister nach Ravensburg mit besondern Rechten berufen. 1702 wurden die Ravensburger Münzen als zu geringhaltig abgeschätzt, und 1705 die Münzstätte auf Befehl des schwäb. Kreistages mit der von Buchhorn zerstört. Unter den Ravensb. Münzen zeichnet sich die Denkmünze auf das Normaljahr von 1624 in Gold und Silber aus.

Der geänderte Gang des Handels, die vielen Fehden und Kriege der Städte, in die Ravensburg mit verwickelt war, hauptsächlich der Ausgang des schmalkaldischen Bundes (1546) und die Verheerungen des 30jährigen Krieges führten auch den Verfall des frühern Wohlstandes dieser Stadt herbei.[3]

Als besondere Ereignisse der Stadt Ravensburg verdienen hier ausgeführt zu werden: Im J. 1311 fand zu

  1. Mit dem Wohlstande der Stadt wuchs auch ihr Ansehen nach Außen; sowohl in den Bündnissen der schwäbischen und der Bodensee-Städte unter sich, als in denen mit der Eidgenossenschaft nahm R. immer eine bedeutende Stelle ein. Zum erstenmal verbündete sich die Stadt 1333 mit dem Bischof von Constanz, den Städten Constanz, Lindau und Überlingen und mit den 5 ältern Cantonen der Schweiz.
  2. Und schon in der Münz-Verordnung des Bischofs Heinrich von Constanz v. J. 1240 ist von der Ravensburger Münze die Rede. Neugart C. D. Nro. 950. Im Jahr 1404, 1425 und 1501 schloß die Stadt mit Würtemberg und mit mehreren Reichsstädten Münz-Verträge ab.
  3. In einer bei Eben H. V. S. 298 abgedruckten Darstellung v. J. 1678 ist gesagt: „Bei der vorgenommenen ganz genauen Inquisition hat die Kais. Commission in rei veritate erfahren, daß in den ganzen [Anm. S. 123] schwäbischen und anderen Creysen kein Stand und Stadt sogar auf den Grund äußerst ruinirt und verarmt sey, als die Stadt Ravensburg, etc.“ Statt zu erwerben, mußte die Stadt daher auch das Erworbene theilweise wieder verkaufen, wie denn gleich nach dem 30jährigen Kriege die Vogtei Zusdorf, die Herrschaft Bettenreute, Schloß und Dorf Dankertsweiler und Anderes verkauft, theils verpfändet, diese jedoch nachher wieder eingelöst wurden. Vergl. auch 1 Abthl. S. 84.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_122.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)