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Kaum begründet, soll die Stadt in dem Streifzuge, welchen Herzog Friedrich von Schwaben 1131 nach Oberschwaben machte, mit Memmingen und Altdorf verbrannt, aber i. J. 1138 wieder aufgebaut worden seyn. Es scheint jedoch, selbst nach Conrad von Ursperg, diese Verheerung bloß die Umgegend betroffen zu haben. Der Umfang der neuen Stadt war klein und ging nur bis auf den heutigen Holzmarkt, der später noch der Hirschgraben hieß; auf der andern Seite stand, nach einer Urkunde K. Rudolphs I., die Sanct Michels Kapelle noch 1284 in der Vorstadt.

Der Wohlstand und das Ansehen der Stadt vermehrten sich theils durch den Zulauf an Menschen, welche hier Schutz und Freiheiten fanden, theils durch den Handel, welcher zum Theil von Venedig seinen Zug an den Bodensee und von da über Ravensburg nach Norden und Osten nahm.[1] Die Welfen schon scheinen Ravensburg begünstigt zu haben, noch mehr aber thaten dieses die Hohenstaufen, welche ohnedieß den Städten und bürgerlichen Freiheiten hold waren.[2] Die Welfen und Hohenstaufen hatten zu Ravensburg ihren eigenen Ammann oder Schultheißen (Minister), welcher in ihrem Namen die Gerichtsbarkeit übte. Die Urkunden nennen um das J. 1150 den Gebizo von Bisenburg, seinen Vater Hermann, der sich auch von Ravensburg, wohl Neu-Ravensburg schrieb; Bernhard v. Bernried, unter dem K. Friedrich II.; v. Braunsperch unter Konrad und Konradin.[3] Mit der Zunahme an

  1. Schon frühe hatte R. einen Markt und lebhaften Marktverkehr: in einem Marktgetümmel kam der Stifter des Klosters Weissenau auf dem Marktplatz zu R. 1153 um’s Leben.
  2. Wie Schloß und Stadt Ravensburg von den Welfen an die Hohenstaufen gekommen, ist oben S. 77 schon gezeigt.
  3. Gebizo und Hermann konnten sich übrigens ganz wohl auch von unserm Ravensburg geschrieben haben, da die Ministerialen sich häufig von dem Sitz ihrer Herren schrieben. Es kommen auch noch andere Dienstleute vor, die sich von Ravensburg und ohne Zweifel von dem unsrigen schrieben. So z. B. Wernerus miles de ravenspurc cognominatus Mannestuk, der um’s J. 1194 dem Kl. Weissenau Güter schenkt, und noch Minister domini Welfonis genannt wird; ferner in einer Altshauser Urkunde von 1264 Manstokus de Ravenspurk. Eben so schrieben sich auch die Ritter v. Aistegen von Ravensburg, s. Löwenthal in der Beschreibung [Anm. S. 121] des OA. Tettnang. Dagegen gehörten die Göler von Ravensburg nicht unserm Ravensburg, sondern Rauenburg in der Pfalz an.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)