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Schwaben, über welche nicht besonders verfügt worden, mit Ausnahme der im Breisgau, dem Deutschorden zur Entschädigung gegeben worden. Die Besitznahme unterblieb aber in Ravensburg, weil der Deutschmeister nur diejenigen Klöster annahm, die in Landen lagen, welche die allgemeine Entschädigungs-Masse bildeten. Die Klöster bestanden noch 1806. Ihre Geschichte ist kurz folgende:

Das Carmeliter-Kloster. Mit Zustimmung des Stadtmagistrats wurden im J. 1349 die Carmeliter von Dinkelsbühl nach Ravensburg berufen. Die Sirgen v. Sirgenstein räumten ihnen 2 Häuser mit einem weitern Bauplatz ein, und eine Sammlung von Beiträgen setzte sie in den Stand, 1350 Kirche und Kloster zu erbauen. Unter ihren Gutthätern zeichneten sich insbesondere Walter, Möttelin, Friedrich Hundpiß und Konrad Mundprat aus. Sie erwarben nicht unbedeutende Zehnten und Gefälle, namentlich 1461 Zehnten zu Markdorf und mehrere Lehenhöfe und konnten von diesen, dem Almosen und dem Ertrag einer bedeutenden Bierbrauerei, ohne unter die reichern Klöster zu gehören, doch gemächlich leben.

Als die Reformation i. J. 1544 die Oberhand in Ravensburg gewann, nahmen die Evangelischen Besitz von der Carmeliter-Kirche; auch die Güter der Carmeliter wurden eingezogen. Diese wanderten nach Altdorf aus, und begaben sich unter östreichischen Schutz. Nach Beendigung des schmalkaldischen Kriegs kehrten sie im Jahr 1548 wieder nach Ravensburg zurück. Das Kloster und die Güter mußten ihnen zurückgegeben werden, über die Kirche entstand Streit, der durch einen Vergleich v. J. 1554 auf die oben bemerkte Weise beigelegt wurde. Im Jahr 1627 benützten die Carmeliter die Umstände, um sich der ganzen Kirche wieder zu bemächtigen; die Protestanten thaten 1647 dasselbe und blieben im Besitze, bis nach dem westphälischen Frieden die alte Übereinkunft von 1554 wieder hergestellt wurde.

Im J. 1806 wurde das Kloster aufgehoben: die Mönche, 16 Patres und 6 Fratres wurden pensionirt, das Kloster-Gebäude

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)