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Die vormals Kloster Weissenauischen, nachher Sternbergischen Weinzehnten wurden im Jahr 1823 mit 12.000 fl. abgelöst, ebenso 1828 mit 3000 fl. die Gr. Beroldingischen, vormals Weingartischen Weinzehenten[1]; kleiner, Obst- und Blut-Zehnten werden keine gegeben. Die Zehnten in den zur Stadtgemeinde gehörigen Parzellen hat die k. Kammer zu beziehen; ebendieselbe jetzt überall auch die Grundgefälle, mit Ausnahme der Güter Hub, Brülhäusle und Vogelhäusle, welche dem Spital lehenbar sind.

Die Stadt besteht aus der eigentlichen Stadt und den 3 Vorstädten Öhlschwang, Pfannenstiel und Heiligkreuz; jene ist mit Graben und mit Mauern umgeben, die mit mehrern Thürmen besetzt sind; die Vorstadt Öhlschwang zieht sich südöstlich am Flattbach in einer engen Thalschlucht hin, die Vorstadt Pfannenstiel liegt westlich vor dem Markdorfer Thor gegen die Schussen hin, und die Vorstadt Heiligkreuz, die sich neuerlich erst bildete, an der Altdorfer Straße. Die letztere hat ihren Namen von der nun abgebrochenen Heiligkreuz-Capelle, wovon unten noch bei der Heiligkreuzpflege die Rede seyn wird.

Die Stadt und die Vorstadt Öhlschwang liegen ziemlich uneben, erstere steigt besonders stark gegen den Veitsberg an. Sie hat fünf Thore: das Frauenthor, gegen Altdorf, das obere Thor, gegen Wangen, das Kästlinsthor gegen Friedrichshafen, das untere Thor, gegen Markdorf und das Möttelinsthor, das seinen Namen von dem reichen Geschlechte der Möttelin hat, seit langer Zeit aber zugemauert ist. Die Stadt ist sehr unregelmäßig gebaut, hat aber im

  1. Die Stadt Ravensburg hat mit dieser Zehentablösung ein nachahmungswürdiges Beispiel gegeben. Nachdem der Ablösungsvertrag mit der Sternbergischen Grundherrschaft am 13 November 1823 zu Stande gekommen war, überließ die Stadt das angekaufte Zehntrecht dem Armenfonds, der nun mit den Zehntpflichtigen am 11 December 1823 einen Vertrag abschloß, wodurch die Zehentabgabe in eine jährliche, im 20fachen Betrag ablösbare Geldabgabe verwandelt wurde. Nach diesem Vorgange wurden dann auch die Weihnzehenten der Gr. Beroldingischen Gutsherrschaft Ratzenried behandelt.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)