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auch die Landvogtei Altdorf genannt; es knüpfte sich die Benennung um so mehr daran, weil er den hauptsächlichsten Bestandtheil der Reichslandvogtei Schwaben ausmachte, wie er denn auch der Sitz der Landvögte war. Der Unterschied zwischen beiden war, daß die Landvogtei Altdorf noch ein eigenes Gebiet mit Territorialrechten darstellte, während die Reichslandvogtei Schwaben nur noch einen Überrest von kaiserlichen Rechten in fremden Gebieten, hauptsächlich von Ober-Schwaben zu verwalten hatte. Übrigens war auch die Landvogtei Altdorf fast ohne alle Grund- und Eigenthums-Rechte, nur noch ein Inbegriff von landeshoheitlichen Rechten und von Regalien, welche vielleicht ebenfalls ein Ausfluß der Reichslandvogtei in Schwaben waren. Der Grundbesitz scheint schon unter den Welfen und Hohenstaufen sehr beschränkt und geschmälert gewesen zu seyn. Abgesehen davon, daß es zu ihrer Zeit noch viele freie Gutsbesitzer gab, so war es eine natürliche Folge der ewigen Kriege und Fehden der Welfen, so wie der Verlegenheiten, worin sich zuletzt die Hohenstaufen befanden, daß schon unter ihnen die Güter, die sie besaßen, größtentheils als Kriegs- und Sold-Lehen oder unter andern Titeln in die Hände des zahlreichen Adels kamen, dessen Burgen die ganze Gegend bedeckten. Der Adel und die freien Gutsbesitzer verschwanden zwar allmählich, dagegen wuchsen die Klöster Weingarten und Weissenau um so mehr, hob sich das immer mehr erstarkende Haus der Truchsessen von Waldburg, so wie die Stadt Ravensburg, auf deren Geschichte wir in der Ortsbeschreibung zurückkommen werden, empor, und theilten nicht nur alle Grundherrschaft unter sich, sondern nahmen auch Antheil an der Landeshoheit.

Im J. 1379 wurde die Reichs-Landvogtei von dem K. Wenzel an den Herzog Leopold für 40.000 fl. verpfändet, nachdem aber dieser 1386 in der Schlacht bei Sempach gefallen war, wieder zum Reich eingezogen und abermals von Reichslandvögten verwaltet. K. Sigismund verpfändete sie aufs neue 1415 an den Truchsessen Johansen von Waldburg um 6000 fl., und von dieser Zeit an blieb das Waldburgische Haus

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_079.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)