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Hier hielt er einen glänzenden Hof, und überließ sich dem Vergnügen. Um die nöthigen Mittel zu erhalten, überließ er, mit Übergehung Heinrichs des Löwen, seinem Neffen K. Friedrich I., welcher ihn mit Geld unterstützte, seine italienischen Besitzungen, und trat 1180 selbst seine deutschen Lande an ihn ab. Er behielt sich jedoch die Nutznießung von diesen, so wie das Eigenthum einzelner Güter vor, die er theils den Klöstern, theils seinen Freunden schenken wollte. In den letzten Jahren seines Lebens wurde er blind, nahm seine Gattin Utha, welche er von sich entfernt hatte, wieder zu sich, und starb im J. 1191.

So erlosch die Schwäbische Reihenfolge der Welfen, und ihre Besitzungen in Schwaben gingen an die Hohenstaufen über.[1]

Ravensburg unter den Hohenstaufen und nachher der Landvogtei.

Nach dem Tode Welfs VI. gelangte Friedrichs I. von Hohenstaufen Sohn, K. Heinrich VI., zu dem vollen Besitz der Welfischen Güter. Gerne weilten die Hohenstaufen auf ihren Gütern in Oberschwaben, besonders war es Altdorf und Ravensburg, woselbst sie sich öfters aufhielten. K. Friedrich I. soll seinen Wohnsitz gewöhnlich im Schlosse bei Haslach gehabt haben. Der letzte Sprosse der Hohenstaufen, der unglückliche Konradin, brachte die letzte Zeit seines Aufenthalts in Deutschland größtentheils in Ravensburg zu. Noch in seinem letzten Testamente erinnerte er sich seines Statthalters (ministri) v. Braunsperg und des Nadelarius (Nadlers), eines Bürgers in Ravensburg, und bittet seine Oheime, die Herzoge von Bayern, obigen eine von ihm herrührende Schuld zu bezahlen; auch seiner schwäbischen Klöster gedachte er noch, indem er den Klöstern Weingarten und Weissenau, jedem 200 lb. Augsburgl. Hllr. vermachte.

  1. Aber noch strahlt der Glanz des Hauses in den Nachkommen Heinrichs auf zwei Königsthronen – England und Hannover, so wie in dem noch regierenden Hause Braunschweig. Über die ausgebreiteten Besitzungen des Welfischen Hauses in Italien und Deutschland findet man die genaueste Zusammenstellung in der angeführten Schrift von Böttiger, S. 465 u. ff. Das Andenken an den alten Namen wurde durch die Stiftung des hannov. Guelfen-Ordens erneuert
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)