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des Welfs I. einen Ethiko, als Bruder des hl. Konrad, im Widerspruch mit andern gleichzeitigen Schriftstellern aufführt.[1] Von nun an unterliegt die Reihenfolge der Welfen keinem besondern Anstande mehr. Die drei Söhne Ulrichs theilten das väterliche und mütterliche Erbe; Rudolph und Konrad erhielten die väterlichen, Welf die mütterlichen im Lech- und Augstgau gelegenen Güter, weßhalb er auch Comes Licatiorum genannt wird.

Welf I. erhielt nach dem Tode seines Bruders Rudolph (940) auch die väterlichen Stammgüter in Schwaben und starb 960.[2] Sein Sohn war Rudolph, um das J. 995 gestorben, dessen Gattin Itha, eine Tochter Gr. Cuno’s von Öningen, oder nach Pfister von Singen. Mit ihr erzeugte er den Heinrich, welcher als Jüngling im J. 990 auf der Jagd verunglückte, den Gr. Welf II. und die Richgard oder Riklinda, welche, mit Adalbero, Gr. v. Ebersperg verehlicht, im J. 1045 ohne Kinder starb.

Welf II., dessen Gattin Irmengard, eine Tochter Friedrichs, Grafen zu Luxenburg war, trat zuerst den Kampf mit den Kaisern aus dem fränkischen Hause an. Er schloß sich an den Herzog Ernst von Schwaben, den Stiefsohn des Kaisers Konrad des Salikers, an, und bekriegte den Bischof Bruno von Augsburg, der auf Seite des Kaisers war, eroberte und zerstörte dessen Schlösser, erstürmte selbst Augsburg und plünderte die Stadt. Er starb im J. 1030. Seine Kinder waren Welf III. und Cuniza oder Cunegund, welche an den Markgrafen Azzo von Este verehelicht war.

Welf III. kämpfte mit K. Heinrich III. und erhielt von ihm

  1. Mit dieser Meinung, daß Ulrich der Vater des hl. Konrads und dessen Brüder gewesen sey, läßt sich jedoch schwer vereinigen, daß nach einer bei Neugart Nr. 574 abgedruckten Urkunde v. 30 Jul. 886 Ulrich und Bertha schon damals drei erwachsene Kinder hatten, und zwar einen Sohn Kerold, der die Urkunde mit unterzeichnete, und zwei Töchter, Namens Irmentrud und Bertrud, beide bereits Äbtissinnen, und daß man nirgends eine Spur von weitern Geschwistern derselben findet. Auch möchte Bertha, nach den vielen Vergabungen zu schließen, die sie urkundlich im Breisgau machte, schwerlich eine Bayerin gewesen seyn.
  2. Mit Übergehung des Gaugrafen Welf, wird Welf, der Bruder des Bischofs, gemeiniglich als Welf I. gezählt. Der Name Welf, Guelf, ist ohne Zweifel gleichbedeutend mit Wolfhard.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_072.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)