Seite:Oberamt Leutkirch 221.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

im Gesammtbetrag von 537 fl., welche den in der Herrschaft gelegenen Pfarreien gegen anderweitige Vergünstigungen auferlegt wurde. Durch die folgenden Unglückszeiten gerieth jedoch die Stiftung, ehe sie recht ins Leben trat, sammt den dazu gehörigen Gebäuden gänzlich in Abgang. Erst bei der Erbtheilung im Jahr 1675 machten sich die beiden Brüder Graf Paris Jakob von Zeil und Sebastian Wunibald von Wurzach verbindlich, die Gebäude auf gemeinsame Kosten herzustellen, und die Stiftung in Aufnahme zu bringen, so daß die Patronats- und andere Rechte über das Stift beiden gemeinschaftlich seyn, und abwechselnd ausgeübt werden sollten. Allein ungeachtet wiederholter Verhandlungen und Verträge ergaben sich immer wieder Anstände, die der primitiven Stiftung hemmend entgegentraten, bis endlich durch eine bischöfliche Kommission 1742 alle diese Anstände beseitigt, und das Stift vollständig hergestellt wurde. Auch die Kirche erfuhr 1761 eine Erneuerung. Das Stift bestand nun fort, bis die beiden Fürstlichen Häuser Zeil und Wurzach im Jahr 1805 dessen Aufhebung beschlossen, die mit bischöflicher Zustimmung im Jahr 1806 vollzogen wurde. In Folge dessen wurden Zeil und Seibranz selbstständige Pfarreien, die neu dotirte Stiftskirche in eine Hof- und Pfarrkirche verwandelt und zur Pfarrei Zeil eine eigene Kaplanei gestiftet, beide aber anfänglich dem Landkapitel Isny zugetheilt, während die Stiftskirche exemt gewesen war und unmittelbar unter dem Bisthum gestanden hatte. Das Patronat, sowohl der Pfarrei als der Kaplanei, steht dem Fürsten von Zeil mit dem Fürsten von Wurzach abwechselnd zu. Die Baulast an den Kirchen- und Pfarrgebäuden liegt dem inkamerirten Stift ob, dessen Theilung zwischen Zeil und Wurzach bis jetzt noch nicht zu Stande gekommen ist. Im Jahr 1824 starb der letzte Stiftsprobst, Pfarrer Knaushardt, worauf im folgenden Jahre Pfarrei und Kaplanei, nebst Schul-, Organisten- und Meßnerdienst neu dotirt wurden. Von einem ehemaligen Kanoniker, Sebastian Öttle, rührt eine bedeutende Stiftung, laut Testaments vom 24. Februar 1754 mit Nachtrag vom 9. November 1767, zu Gunsten seiner Anverwandten, sodann armer Studirenden, Handwerkslehrlinge, unbescholtener Mädchen und armer Schulkinder aus den Pfarreien Zeil und Diepoldshofen, im Betrag von 26.000 fl. Kapital, wozu noch der Ertrag von 2 Lehengütern kommt. Administratoren sind die Pfarrer der genannten beiden Orte; das Studienstipendium vergibt die Standesherrschaft. – In Ober-Zeil befindet sich die Pfarrschule für den gesammten Sprengel.

Die Schloßnebengebäude sind zum Theil den Beamten eingeräumt, zum Theil für den Ökonomiebetrieb eingerichtet. Das Königl. Fürstl. Bezirksamt, die Königl. Fürstl. Forstverwaltung und

Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_221.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)