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gezogen, doch so, daß sie als Ritterherrschaft zum Canton Hegau-Allgäu collectabel blieb. In der Erbtheilung von 1675 fiel sie in den Zeil’schen Antheil, durch den spätern, erläuternden Vertrag vom Jahr 1693 wurden jedoch Langensteig und Nestbaum mit allen Rechten an Wurzach überlassen. Im Jahr 1713 verkaufte Graf Johann Christoph die Herrschaft sammt den Gütern Vogelsang und Gotteswald (Gemeinde Aichstetten), doch ohne den Waizenhof und die Muggenthaler Waldungen, um 56.000 fl. an das Kloster Roth, mit dem Recht der Wiederauslosung nach 40 Jahren. Gleich im folgenden Jahre erkaufte Roth den Waizenhofer Brücken- und Wegzoll von der Stadt Memmingen (an welche derselbe von Tagbrecht und den Humpisschen Erben gekommen war) um den hohen Preis von 16.000 fl. Im Jahr 1753 erfolgte der Rückkauf der Herrschaft durch Graf Franz Anton zu Zeil. Der Zoll aber verblieb dem Kloster Roth, und kam in der Folge mit diesem an den Grafen Wartemberg, bis er 1806 aufgehoben wurde. Nach dem Reichsdeput.-Receß 1803 machte Bayern, und 1806, nach der Mediatisirung der Fürstlich Waldburg’schen Häuser die Krone Württemberg Anspruch an die Oberherrlichkeit über Altmannshofen, welche aber von Bayern in Besitz genommen und erst 1810 an Württemberg abgetreten wurde. Die Theile der Gemeinde sind:

1) Altmannshofen, kathol. Pfarrdorf mit 145 Einwohnern, nebst Stölzle, Hof mit 2 Einwohnern, in angenehmer Lage an der Aitrach, über welche eine schöne hölzerne, offene Brücke führt, und an der Hauptstraße von Memmingen nach Leutkirch, 2 g. Stunden von dieser Stadt und 13/8 St. von Schloß Zeil. Die Pfarrkirche zum heil. Vitus ist 1721 an den uralten Thurm neu angebaut worden. Ihr Fond beträgt 4050 fl. Kapitalien, 6 fl. 52 kr. an Gefällen und 5 Schffl. 3 Sri. Gültfrüchte. Patron der Pfarrei, die in früheren Zeiten zum Landkapitel Isny gehörte, ist der Fürst von Waldburg-Zeil-Trauchburg. Die Drangsale des 30jährigen Krieges empfand diese Pfarrei schwer; mehrere Höfe gingen ganz ein; der Zehenten, welcher auf 40 Malter jährlich berechnet wurde, ertrug 1648 nur noch deren 3; das Pfarrhaus und mehrere andere herrschaftliche und Privatgebäude waren niedergebrannt, so daß die

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_210.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)