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welche an Senner verpachtet ist, die 400–500 Centner Käse bald nach Schweizer, bald nach Limburger Art verfertigen. Die Arbeit auf den Gütern geschieht durch Pferde.

Der hiesige Ökonomiebetrieb ist ausgezeichnet und nach dem Urtheil von Sachverständigen einer der musterhaftesten, welche man in den gesammten obern Gegenden sehen kann. Ein großartiges Ökonomiegebäude, ins Gevierte angelegt, und 1724 und in den folgenden Jahren von dem thätigen Abt Hermann Vogler erbaut,[1] entspricht mit seinen zweckmäßigen Räumen dem Umfang und dem schönen Ineinandergreifen dieses Betriebs. In Selbstbetrieb steht ferner eine Ziegelei; verpachtet sind: die große, trefflich eingerichtete Bierbrauerei mit einem auf 16 Wirthschaften ausgedehnten Bannrecht, die Schloßmahlmühle und eine Säg- und Ölmühle mit Walke und Gypsstampf. Der Ertrag der gräfl. Ökonomie-Verwaltung belief sich 1822/23 auf 8812 fl. 50 kr., hat sich aber inzwischen gesteigert.

2) Bärenschachen, Haus mit 9 Einw., auf der Markung von Oberzell. Der Name kommt von einem Wald, der 1712 in einem Umfang von ungefähr 40 Jchrt. ausgereutet, in Äcker verwandelt und unter anwohnende Klosterunterthanen in Roth, Zell und Kreuzmühle gegen einen jährlichen Canon vertheilt worden ist. Das Birscachin in einer Urkunde vom Jahr 834 bei Neug. CCLX ist schwerlich hier zu suchen.

3) Ergach, Weiler mit 45 Einw., auf der Markung von Mettenberg, mit welchem es zusammenhängt, auf der Höhe über dem Roththale, war vor dem oben erwähnten Renten-Ablösungsvertrag vom Jahr 1808 Ochsenhausisch. Der Ort führte in älteren Zeiten den Namen Menzen- oder Manzenweiler, und wird unter diesem (Menizinvilare) als eines der primitiven Güter des Klosters genannt. In den Zeiten des ökonomischen Verfalls 1398 wurde er an Ochsenhausen verkauft. Später wollte man ein Wiederlösungsrecht geltend machen, das Ochsenhausen bestritt. Ein Schiedsgericht entschied gegen Roth 1420. Chron. Ochsenhus. Mscr. ad ann 1430. Damals führte der Ort noch den Namen Manzenweiler.

4) Habseck, Weiler mit 55 Einw., auf steiler Anhöhe am linken Haslach-Ufer. Habechegge wird unter den Rothischen Stiftungsgütern aufgeführt. Das Kloster verpfändet 1393 Leute und Güter daselbst und in Mittelried an die Kinder des Marcus Mesner in Waldsee um 300 Pfd. Heller, die später wieder eingelöst wurden.


  1. Ende Januars 1724 richtete der Sturm eine gewaltige Niederlage in dem Klosterwald „Merzen“ an. Um die vielen zu Boden gestreckten Stämme zu benützen, kam der Prälat auf die Idee, dieses in seiner Art wirklich seltene Gebäude von ungefähr 560 F. im Quadrat, aufzuführen.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_181.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)