Seite:Oberamt Leutkirch 177.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

forstliche Jurisdiktion erwarb das Stift 1535 als ein Afterlehen von den Vormündern der Kinder Georgs III., Truchseßen von Waldburg. Dieses Lehen nebst dem Jagdrecht und dem ganzen obern Wald von Emishalden bis Kronwinkel, so weit er nicht schon früher Rothisches Eigenthum war, kaufte das Kloster 1720 von Wurzach um 45.000 fl. und gegen Abtretung von Sigglis, Schmiddis und einem Hof in Steinenthal zu eigen, und da das Lehen Reichslehen war, erfolgte der Consens Kaiser Karls VI. 1723 gegen Entrichtung von 6800 fl.[1]

So bildete sich allmälig die Eigenschaft einer unmittelbaren Reichsprälatur aus, deren Abt schon 1587 von Pabst Sixt. V. mit Inful und Stab und den damit verbundenen Pontifikal-Rechten bekleidet worden, und der ein Mitglied des schwäbischen Bundes, und nach dessen Auflösung der Schwäbischen Prälatenbank war. Auf dieser hatte er, bei Reichstagen, seinen Sitz zwischen Ursperg und Roggenburg, bei Kreistagen aber zwischen Roggenburg und Weissenau. Der Reichsmatrikular-Anschlag, der früher 44 fl. betrug, ist 1692 auf 15 fl. herabgesetzt worden. Zu einem Kammerziel wurden gegeben 67 Rthlr. 1 fl.

Von den übrigen Schicksalen des Klosters erwähnen wir nur die Drangsale des 30jährigen Kriegs, während dessen es durch Lieferungen und Leistungen aller Art ausgesogen, den 6. Juni 1633 von den Schweden gänzlich geplündert und 1634 sogar an den Obrist-Wachtmeister Conrad Zorn von Bulach, der in Biberach lag, verschenkt wurde, welcher auch sogleich von den neuen Unterthanen sich huldigen ließ, bald darauf aber in Folge der Nördlinger Schlacht verjagt wurde. Kaum waren diese Wunden vernarbt, als 1681 ein großes Brandunglück über Roth kam. Den 1. April 1681 brannte der Thurm und ein großer Theil der Kirche, und, nach wiederholten, aber immer wieder unterdrückten Feuerausbrüchen, den 6. Mai desselben Jahres das ganze Kloster, mit Ausnahme des Bräu- und Krankenhauses, der Bibliothek und des Archivs nieder. Dringender Verdacht der Brandstiftung lag auf einem der Conventualen; doch wurde er aus Mangel an Beweisen frei gelassen. Theils die eigenen Kräfte des Stiftes, theils die bereitwilligen Unterstützungen und Dienstleistungen der benachbarten Prälaten,


  1. Um dieselbe Zeit kam auch der sogenannte untere Wald (von Illerbachen bis Bonlanden) von dem Herrn von Bömmelberg für eine Schuldforderung an das Kloster.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_177.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)