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sind) „gnädigst bewilliget“ werden, der wesentlichen Freiheiten aber, hinsichtlich der Steuer und des Gerichtszwanges, keine Erwähnung gethan, sondern die Erwartung ausgedrückt wird, daß die „freien Leuthe als Ihro Fürstl. Durchlaucht gehorsambiste Unterthanen aller übrigen der Landvogtey Schwaben Satzungen und Ordnungen gehorsamlichen geleben wollen.“ Hinsichtlich der Frohnen heißt es gar naiv: „dieweilen sich die Leutkircher Freyen des Fronens halber jederzeit willfährig und gutwillig erzeigt haben, so soll es auch hinführo bey solchem Herkommen bleiben.“ Da sie also aufgehört hatten, reichsunmittelbar zu seyn, steuerten sie auch nicht mehr zum Reich,[1] sondern trugen alle direkten und indirekten Abgaben, so wie die sonstigen Lasten mit den übrigen österreichischen Unterthanen, zahlten aber doch für Schutz und Schirm ihrer Freiheiten 45 Gulden.[2] Der Name der freien Leute wurde in den der Unterthanen der obern Landvogtei oder des Amts Gebratzhofen verwandelt, und dieses Amt dem Oberamt Altdorf untergeordnet. Den Gerichtsammann des Amts ernannte der Landvogt. Von dem Amtmann, der mit seinem Gericht oder sogenannten freien Ausschuß Civilsachen in erster Instanz entschied, ging die Berufung an den Landvogt und das Oberamt, und von diesem an das Hofgericht. In Strafsachen bildete das Gericht des obern Amtes ein vom Oberamt Altdorf beschicktes Frevelgericht, das Fälle von minderer Wichtigkeit abzuwandeln befugt war. In den letzten Jahrzehenten des vorigen Jahrhunderts aber wurde die Gerichtsbarkeit aller Art zur großen Beschwerde der ehemals Freien vollends ganz nach dem 6 Stunden entfernten Altdorf gezogen, und der Gerichtsammann fast gänzlich außer Aktivität gesetzt.[3]


  1. In der Reichsmatrikel von 1521 stehen sie noch. Siehe Dacheröden S. 7.
  2. Bericht, was gestalten das Oberamt der Landvogtei Schwaben beschaffen etc.; im Leutkircher Stadtarchiv.
  3. Pro memoria derer Unterthanen in der obern Landvogtei. (Ohne Datum.) Im Leutkircher Stadtarchiv.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta. 1843, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_111.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)