Seite:Oberamt Leutkirch 093.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

viele Vergabungen in der Umgegend Leutkirchs, die sich im 9ten und 10ten Jahrhundert immer vermehrten, und zu einem ansehnlichen Landesbesitz anwuchsen, wozu wahrscheinlich auch die nachmalige Herrschaft Zeil gehörte. Nicht minder erhielten Weingarten und Kempten, letzteres besonders im Illerthale schon frühe Güter in diesem Bezirke. Von Leutkirch selbst aber und den Freigemeinden läßt sich nicht nachweisen, daß sie in dieser Periode einen Herren gehabt hätten.

Gegen das Ende des 11. Jahrhunderts stieg die Macht der Welfen, welche ihre Besitzungen im Norden des Bodensee durch Wegnahme vieler St. Gallenscher Klostergüter, durch das Erbe des Grafen Otto von Buchhorn (1089) und durch die Fehde mit Ulrich und Mangold von Bregenz (1093) in der Art vermehrten, daß sie einen großen Theil auch dieses Bezirkes in ihren Besitz bekamen.

Ihre Nachfolger waren die Hohenstaufen, die jedoch gegen das Ende ihrer Blüthe viele Güter als Dienst- und Soldlehen hingaben. Nach ihrem Fall änderte sich der Besitzstand vielfältig. St. Gallen verlor gegen das Ende des 13. Jahrhunderts fast alle seine diesseitigen Güter. Wurzach kam an das Haus der Waldburge (1300. S. Ortsbeschreibung), Waltershofen an die Schellenberge und von diesen ebenfalls an die Waldburge. Zeil, die Freigemeinden und Leutkirch wurden an die Montfort verpfändet, von welchen Zeil vorerst als Pfandschaft, später als Reichslehen an die Waldburge kam. Die Herrschaft Marstetten gieng als Kemptensches Lehen an verschiedene Edle, zuletzt durch Kauf an Waldburg-Wurzach über, wie denn das Waldburg’sche Haus auch die Petershausen’schen Güter und die Reichsritterschaftliche Herrschaft Altmannshofen acquirirte. Von benachbarten edeln Geschlechtern hatten die Erolzheim, Ellerbach, Schellenberg u. a. besonders im Illerthal Besitzungen. Die Stadt Leutkirch, geschützt durch ihre Bündnisse mit den Reichsstädten behauptete ihre Unabhängigkeit und wurde Reichsstadt, während die

Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta. 1843, Seite 093. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_093.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)