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jedoch in der Art, daß der aus dem Mittelpunkt der Kirche in einen Kreis construirte Querbau nur mit Segmenten zu beiden Seiten von dem Hauptbau hervortritt. Der Chor, wie auch die westliche Giebelseite, bilden Halbrunde; zu beiden Seiten des letzteren stehen viereckige Thürme, die, nicht ausgebaut, nur bis zu dem Dachfriese der Kirche emporragen. Die Länge der Kirche beträgt 330′, die größte Breite (im Querbau) 130′, die Höhe bis zum Dachfries 94′, während der sehr künstlich construirte Dachstuhl selbst 75′ hoch ist.

Das Äußere der ganz massiven Kirche ist im jonischen Style ziemlich einfach gehalten; zwischen den Fenstern, von denen an der Langseite je zwei übereinander stehen (die unteren von 18′, die oberen von 25′ Höhe), laufen von dem Sockel bis zu dem Dachfries jonische Pilaster, während an dem Hauptportal der Westseite, welches offenbar etwas zu klein ist, die römische Säulenordnung angewendet wurde. Über dem Hauptportal, zu dessen beiden Seiten sich je ein kleinerer Eingang befindet, ist das Konventwappen, das Wiblinger Kreuz, und unter demselben folgende Inschrift angebracht: „Wir beten dich an, Christo Jesu, und danken dir, weil du durch dein Kreuz die Welt erlöset hast.“ So einfach das Äußere gehalten ist, so überraschend schön und prachtvoll erscheint das in korinthischem Geschmack ausgeführte Innere der Kirche, blendend weiß getüncht – und nicht nur an den Kapitälen und Fußgestellen der Säulen und Pilaster, sondern auch an Architraven, Friesen, Brüstungen der Emporen etc. reich vergoldet. Die im westlichen Langhause flache – in dem Querbau wie in dem Chor aber gewölbte Decke der Kirche enthält prachtvolle, von dem trierischen Hofmaler Januarius Zick aus Koblenz in Medaillons ausgeführte Fresken, und zwar enthält die halbe Ovalkuppel über dem Hochaltar das heil. Abendmahl, der über dem Chor auf vier Bogen ruhende Platfond die Kreuzerfindung; vier kleinere Seitengemälde stellen Begebenheiten unter den Äbten Johannes III. und Benedict vor. Der erstere verbirgt während des dreißigjährigen Krieges im Jahr 1632 in Gegenwart des Priors, des Großkellers und eines alten Maurers, aus Furcht vor den plündernden Schweden das heilige Kreuz; der Maurer aus innerlichem Antriebe, das heil. Kreuz zu verehren, von Kärnthen nach Wiblingen gekommen, findet das verborgene Kreuz unter Abt Benedict glücklich wieder auf. Die in dem Querschiff, oder vielmehr in der Rundung, auf vier massiven Säulen ruhende Kuppel, enthält die Legende der Erhöhung des heil. Kreuzes unter Kaiser Heraclius; in dem gemalten Gesimse dieser Kuppel sieht man außer den Wappen des

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)