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Umgegend einen besonderen Reiz verleihen. Am Fuß der Terrasse lief in bedeutenden Krümmungen das Flüßchen Weihung, um 1/8 Stunde nordwestlich vom Ort sich mit der wilden Iller zu vereinigen; seit aber die Weihung im Jahr 1851 von der Iller bei Unter-Kirchberg aufgenommen wurde (s. die Ortsbeschreibung von Unter-Kirchberg), hat die Rinne derselben nur noch wenigen Zufluß von einigen Quellen, so daß von der an ihr stehenden Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang nur noch ein Gang in Bewegung gesetzt werden kann. Außer der Mühle stehen an der ehemaligen Weihung noch eine Öl- und eine Rändelmühle, denen ebenfalls häufig die nöthige Wasserkraft mangelt. Die Iller beschreibt in der nicht unbeträchtlichen, meist mit Gebüsch bewachsenen Thalebene, einen großen, etwas eingedrückten, bis auf 1/8 Stunde dem Ort nahe kommenden Bogen um einen Theil der Ortsmarkung und eilt der Donau zu, in welche sie 1/2 Stunde nordwestlich von Wiblingen mündet.

Die Lage des Orts ist äußerst angenehm und gestattet besonders von den Klostergebäuden und einigen nahe gelegenen Anhöhen eine überaus schöne Aussicht in die Thäler der Iller und der Donau; gegen Norden ist die ehrwürdige Kreisstadt Ulm und im Hintergrunde ein Theil des Südabfalls der Alp sichtbar, während gegen Osten und Südosten der Blick über das jenseits der Iller sich ausbreitende, bayerische Flachland schweift. Nach den übrigen Richtungen ist die Aussicht, wegen vorliegenden Anhöhen und Waldungen, beschränkt.

Das Dorf besteht aus meist freundlichen, zum Theil ansehnlichen Gebäuden, welche eine Hauptstraße und eine zu dem Kloster führende Nebenstraße bilden.

Von den Klostergebäuden ist das ausgezeichnetste die jetzige Pfarrkirche zum heil. Martin; vormals Klosterkirche, wurde sie von Abt Roman Fehr in den Jahren 1772 bis 1781 erbaut und den 28. September 1783 von dem constanzischen Weihbischof, Leopold Wilhelm von Baden, feierlich eingeweiht. Dieser großartige Tempel[1], welcher zu den schönsten in der Neuzeit erbauten Kirchen Württembergs gehört, hat die Grundform eines Kreuzes,


  1. Bei dem Bau der Kirche besorgte Georg Specht von Bregenz die Maurer-, und Georg Stiefenhofer von Lindenberg die Zimmerarbeit, die Stuccaturarbeiten sind von Benedict Sporer aus Wessenbrunn, und andere dergleichen kleineren, nebst zierlichen Schnitzarbeiten von den Bildhauern Joh. Anton Christian aus Riedlingen und Fidel Mock aus Sigmaringen. Andere Meister, welche sich um die Ausstattung der Kirche verdient gemacht haben, werden bei Beschreibung der einzelnen Arbeiten genannt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)