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Weiler Bethlehem hingebaut ist, so daß nur der Bach die beiden Orte scheidet.

Der Ort dehnt sich in die Länge und besteht nur aus zwei weitläufig gebauten Häuserreihen, die sich zu beiden Seiten einer Straße hinziehen; die minder ansehnlichen Wohnungen des Weilers Bethlehem (s. unten d.) aber liegen theils an der durch den Ort führenden Laupheim–Dietenheimer Landstraße, theils an einer Seitenstraße. Außer der genannten Straße gehen noch Vicinalstraßen nach Unter-Balzheim, Schwendi und Hörenhausen. Zur freundlichen Ansicht des Orts trägt das an der Ostseite stehende Schloß des Gutsherrn, Freiherrn von Herman, wesentlich bei (s. unten).

Beinahe in der Mitte des Dorfs steht die dem heil. Michael geweihte Pfarrkirche mit dem Begräbnißplatz umgeben, dessen westliche Mauerseite an die Weihung grenzt. Die Kirche ist sehr alt, wurde aber, weil sie für die sich mehrende Gemeinde nicht mehr Raum genug hatte, im Jahr 1687 in die Länge wie in die Breite vergrößert und bei dieser Veranlassung ihrer früheren Bauweise beraubt. Der alte, mit einem Satteldach versehene, massive Thurm hat in dem obersten Stockwerke (Glockenhaus) gedoppelte Rundbogenfenster, welche an die romanische Bauweise erinnern; das unterste Stockwerk desselben enthält ein Netzgewölbe. Das Innere der im Jahr 1846 erneuerten Kirche ist geräumig, hell und enthält unter vielen meist werthlosen Bildern eine Gedenktafel auf die Einwanderer aus Salzburg und Kärnthen, welche sich größtentheils in Bethlehem niederließen. Das Gemälde stellt den Auszug Abrahams dar mit der Überschrift „Willt überwinden, so laß dahinten“.

Die aus Holz gut geschnittene Kanzel, wie der marmorne mit kunstreichem Holzdeckel versehene Taufstein, wurden im Jahr 1688 gefertigt. An dem von dem Langhause in das dreiseitig schließende Chor führenden Triumphbogen befindet sich die eherne Grabtafel einer Eva Maria Welzin, Michael Welzen, Vogts zu Wain Tochter, † 1688; in dem flachgedeckten Chor selbst hängt eine zwei Wappen enthaltende Gedenktafel mit der Umschrift: Anno 1601 d. 7. Mai ist zu Gott selig entschlafen Gabriel Neudorffer, gewesener Vogt zu Wain etc.

Von dem früheren Hochaltar ist nur noch die Rückseite der Predella, das Schweißtuch vorstellend, vorhanden, die übrigen Gemälde kamen in die Sammlung des Decans Durst, und die aus Holz geschnitten Figuren, in die Sammlung des Alterthumsvereins in Ulm. An die Stelle dieses alten Altars stifteten im Jahr 1657 Johann Christoph Fries und Ursula Neudorfferin einen neuen, dessen gut gemaltes Mittelbild das heilige Abendmahl darstellt; der Aufsatz des Altars umfaßt das aus Holz geschnittene Bild des

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_283.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)