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mehr oben der Iller zugeführt, sondern auch in der Thalebene an Wiesen und Äckern großer Schaden angerichtet.

Die Einwohner sind, mit wenigen Ausnahmen, ziemlich unbemittelt, so daß ein großer Theil derselben darauf angewiesen ist, sein Brod durch Taglohnarbeiten in Ulm und in der Umgegend zu verdienen; die Haupterwerbsquellen der übrigen bestehen in Feldbau und Viehzucht; auch bringt der Handel mit Butter, Schmalz, Geflügel etc. einigen Erwerb.

Im Allgemeinen herrscht Ordnungsliebe und Betriebsamkeit. In körperlicher Hinsicht sind die Bewohner gesund, kräftig, und erreichen häufig ein hohes Alter, was für das gesunde Klima der Gegend spricht. Hagelschlag kommt ziemlich selten vor. Auf der mittelgroßen, zum Theil unebenen Markung, besitzen auch Einwohner von Wiblingen Güterstücke, wie denn überhaupt das Zerstückeln der größeren Güter unter dem Einfluß der Juden sehr eingerissen hat und auf die Vermögens-Umstände der Einwohner nachtheilig wirkt.

Der meist fruchtbare Boden besteht theils aus Lehm, theils aus Thon, stellenweise mit Geröllen und Sand, aus welchen häufig die Unterlage besteht, untermengt. Mergel und Töpfererde findet sich an mehreren Stellen; der Molassesandstein, der auch Platten liefert, wird an dem steilen Abhange gegen die Iller gewonnen. Sand und Kies (Gerölle) kommt an der Iller in Menge vor.

Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiß betrieben und zur Besserung des Bodens, außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln, hauptsächlich die Jauche, ferner Gyps, Mergel und Asche angewendet. Zur Bestellung des Feldes bedient man sich der verbesserten Pflüge, welche theils mit Pferden, theils mit 2 – 4 Stücken Melkvieh bespannt werden. Im System der Dreifelderwirthschaft mit zu 3/4 angeblümter Brache baut man außer den gewöhnlichen Cerealien noch Erbsen, Linsen, Wicken, Flachs, Reps und Futterkräuter; Hanf kommt nur wenig zum Anbau. Auf den Morgen rechnet man Aussaat 6 Simri Dinkel, 6 Simri Hafer, 3 Simri Gerste und 31/2 Simri Roggen; der durchschnittliche Ertrag wird zu 5 – 9 Scheffel Dinkel, 6 – 7 Scheffel Hafer, 4 – 41/2 Scheffel Gerste und 31/2 Scheffel Roggen angegeben.

Der Absatz der Feldprodukte, namentlich Dinkel, findet hauptsächlich nach Ulm statt.

Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 500 fl., die mittleren 250 – 300 fl., und die geringsten 50 fl.

Die Gemüsegärtnerei treibt nur ein Mann gewerbsmäßig und setzt seine Erzeugnisse an die Ortseinwohner ab.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)