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eine Stütze. Der Württembergische Obervogt von Blaubeuren, nach Innsbruck gesandt, und der in letzter Stadt anwesende Ulmer Agent vermittelten, unter Berufung auf die Verzichtsurkunde des Bischofs von Constanz vom Jahr 1649, und so wurden die Orte in ihrem evangelischen Bekenntniß von jetzt an nicht mehr angefochten.


Unter-Kirchberg.
Gemeinde III. Klasse mit 710 Einw.    a. Unter-Kirchberg, Pfarrdorf, 667 Einw.    b. Mussingen, Weiler, 43 Einw. – Kathol. Pfarrei.

An dem Vereinigungspunkt des Weihung-Thales mit dem Iller-Thale liegt vier Stunden nordöstlich von Laupheim und zwei Stunden südlich von Ulm, der weitläufig gebaute, große, mit Obstgärten umgebene Ort, in seiner nicht unbeträchtlichen Länge durchflossen von dem Flüßchen Weihung, welches denselben in zwei ungleiche Gruppen theilt. Die größere derselben ist auf der linken Seite des Flüßchens an dem östlichen Thalabhange hingebaut, und die andere liegt theils an den westlichen Thalgehängen, theils auf dem schmalen Bergrücken zwischen Weihung und Iller. Nur etwa zehn Wohnungen stehen in dem engen Thale selbst, und die Bewohner derselben werden dort nicht selten von den durch Thauwetter oder anhaltendem Regen aus dem Bett getretenen Fluthen des sonst unbedeutenden Flüßchens heimgesucht. Auf dem Rücken zwischen Weihung und Iller, an dessen äußerster Spitze gleichsam auf dem nördlichsten Hügel der Iller-Thalgehänge, sind malerisch die ansehnliche Pfarrkirche und das großartige Pfarrhaus gelegen. Von dieser Rückenspitze, auf welcher, nach ausgegrabenen Mauerresten und der ihr noch zukommenden Benennung „untere Burg“ zu schließen, ehemals eine Befestigung oder Burg gestanden, genießt man eine reizende, sehr ausgedehnte Fernsicht in das Illerthal und in die weite Donauebene, an den südlichen Abfall der Alp von Erbach bis unterhalb Elchingen, sowie in das zunächst angrenzende bayerische Flachland. Am östlichen Fuße des Hügels, an dem beinahe senkrechten Abhang desselben, schlagen die Wellen der wilden Iller, und in einer Entfernung von 3/4 Stunden ist Wiblingen mit seiner imposanten Kirche und den ehemaligen Klostergebäuden sichtbar, während weiter nördlich die Bundesfestung Ulm, aus deren Mitte sich majestätisch das großartige Münster erhebt, einen Ruhepunkt für das Auge bildet; wendet man sich gegen Südosten, so erblickt das Auge in weiter Ferne die Tyroler Hochgebirge, welche die Aussicht dem Illerthal entlang so malerisch begrenzen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)