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auf hiesiger Markung 7 Morgen Felder und 937 Morgen Waldungen.

Ihre abgelösten Gefälle betrugen an Geld 281 fl. 5 kr., an Naturalien 2 Scheffel 3 Simri Roggen, 136 Scheffel 5 Simri Dinkel und 110 Scheffel 1 Simri Hafer.

Das Pfarr-Patronat steht der Gutsherrschaft zu, so daß in der Ausübung der Freiherr v. Palm und die v. Ehinger’schen Interessenten alterniren.

Etwa 1/4 Stunde und nordwestlich von dem Ort in dem sog. Ried fand man auf einem, dem Jacob Schließer von Unter-Balzheim gehörigen Grundstück, ziemlich ausgedehnte Grundreste von Gebäuden, Estrichböden, Hypokaustum, viele römische Ziegel, Heizröhren etc., die einen hier bestandenen Römerort bekunden (s. den allg. Theil).

Auf dem Bürschlatt, einem zunächst am Ort von den Illerthalgehängen vorspringenden Hügel, sieht man noch den kreisrunden Graben und Wall einer ehemaligen Burg; daselbst wurden schon Backsteine etc. ausgegraben; auch soll früher noch Gewölbe sichtbar gewesen sein.

Über die Geschichte dieses Ortes und die gutsherrlichen Verhältnisse, welche ganz dieselben sind, wie bei Ober-Balzheim, ist letzteres (s. oben) zu vergleichen.

Was die Kirchengeschichte Unter-Balzheims, sowie Ober-Balzheims betrifft, so war bereits im Jahr 1541 in diesen Orten von Ulm aus durch die Bemühungen des damaligen Besitzers, Hans Ehinger, Bürgermeisters von Ulm, die Reformation eingeführt und bis zum Jahr 1629 blieben sie in unbestrittenem Besitz des evangelischen Bekenntnisses. In letztgenannter Zeit wurde der evangelische Prediger durch einen katholischen Priester verdrängt, jedoch schon im Jahr 1631 wieder von den schwedischen Reitern vertrieben. Indeß erscheint erst 1649 wieder ein evangelischer Prediger in Unter-Balzheim. Darauf hatten aber noch die Balzheimer Gutsherren mit dem Erzhause Österreich über die jura superioratis und somit auch über das jus reformandi einen langwierigen Streit durchzufechten; letzteres Recht wurde der Herrschaft als einem Afterlehen der Grafschaft Kirchberg abgesprochen. Nach vielen Verhandlungen schritt im Jahr 1661 der Graf Fugger von Kirchberg mit dem Dechanten von Ehingen und einer Bedeckung von 16 Reitern anrückend gegen den protestantischen Pfarrer mir Gewalt ein, indeß fanden die Gutsherren, die Ehinger, an dem Ulmer Senat und an dem Herzog Eberhard III. von Württemberg

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_272.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)